Ein letztes Training in Busan

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Ein letztes Training in Busan

#1

Beitragvon Limoon » Sa 17. Feb 2024, 22:24

Vor ein paar Tagen in Jung-gu, dem kleinsten Bezirk von Busan…
Ein schwarzer SUV fährt auf den Parkplatz eines kleinen Supermarkts. Nachdem der Motor abgestellt wird, vergehen noch einige Momente, ehe sich die Tür öffnet. Es steigt ein junger Mann aus, das Gesicht einerseits durch eine dicke, schwarze Sonnenbrille und andererseits durch einen schwarzen Mundschutz fast vollständig verhüllt. Einzig das gut gestylte, schwarze Haar hat er nicht versteckt. Mit dem Smartphone in der rechten Hand schlendert er, gekleidet in eine dunkle Bomberjacke, graue Jogginghosen und weiße Sneaker, zu seinem Kofferraum und holt hier eine schwarze Sporttasche heraus, ehe er das Auto abschließt. Anstatt aber nun den Supermarkt zu betreten, winkt er dem Besitzer durch das große Fenster zu, ehe er sich in den Hinterhof begibt.

Hier befindet sich etwas, das man allenfalls als etwas größer und robuster gebauten Schuppen nennen kann. Einige Latten an der Fassade sind schon etwas lose, die eine oder andere Schindel auf dem Dach fehlt schon, die Fenster wurden wohl auch schon eine Weile nicht mehr geputzt. Die Pfützen auf dem grauen Asphalt davor und das Unkraut, das aus manchen Ritzen vor dem Eingang sprießt, sorgen für ein recht tristes Bild.

Über dem Eingang hängt ein ehemals weißes, jetzt leicht gelbliches Schild mit roter Schrift. Durch die mangelnde Größe der Einrichtung hat man sich dazu entschieden, die Beschriftung des Schildes auch etwas weniger international zu gestalten, sodass nur geschrieben im Hangul verraten wird, worum es sich hier handelt.


“Wrestlingschule Jung-gu
Die beste in ganz Busan”


Darüber lässt sich sicherlich debattieren, vor allem, wenn man die anderen Wrestlingschulen in der Großstadt fragt, aber der Besitzer wird sich in seinem Stolz sicherlich etwas dabei gedacht haben. Daran stört sich der junge Mann in den grauen Jogginghosen aber nicht, wohl ist er auch nicht zum ersten Mal hier. Er stößt die rote Tür, deren Farbe schon hier und da abgeplatzt ist, mit einem lauten Quietschen auf und tritt ein.

Der Anblick innen passt zum Außenbild. Stellenweise abgerissene Tapeten an den Wänden, morsch aussehende Deckenbalken und ein grauer Linoleumboden, dem eine Reinigung mal wieder gut tun würde, werden von einigen herunterhängenden Glühbirnen in Licht getaucht. In der Mitte des Raums steht ein Wrestlingring und nimmt fast den ganzen Platz im Innenraum in Anspruch. Auf der einen Seite befinden sich zwei Türen, wohl zu einer kleinen Umkleide und zur Toilette, auf der anderen Seite ist eine weitere Tür, wohl eine Verbindung zum Supermarkt.

Im Ring stehen zwei Männer. Einer ist etwas älter, wohl Mitte bis Ende fünfzig, in einem dunkelblauen Trainingsanzug. Die Farbe seines lichten Haars sind größtenteils schon einem verwaschenen Grau gewichen, aber sein Blick ist wach und fokussiert. Den anderen Mann kann man gerade so als solchen bezeichnen, letztes Jahr noch wäre der Begriff “Heranwachsender” passender gewesen. Ein dunkelblaues T-Shirt mit einem Fantasy-Aufdruck, schwarze Jogginghosen und abgenutzte Sportschuhe lassen auch ihn eher schlicht aussehen.

Beide sind gerade in eine Trainingseinheit vertieft. Heute üben sie wohl verschiedene Grundtechniken bei den Griffen, also trainiert der junge Mann wohl noch nicht allzu lange hier. Selbst beim Quietschen der Tür verlieren beide Herren im Ring nicht den Fokus, auch nicht, als sie zum zweiten Mal quietscht, als sie geschlossen wird. Geduldig bleibt der verhüllte Mann hinter der geschlossenen Tür stehen und beobachtet die beiden Männer im Ring, ehe er die Hand hebt und den älteren Mann anschaut.


Seonsaengnim.

Die Trainierenden lösen den Griff und der ältere Mann schaut zum Eingang. Er kneift die Augen zusammen und beugt sich leicht über das oberste Ringseil, seine Augen scheinen wohl auch nicht mehr die besten, aber dennoch scheint er den Neuankömmling zu erkennen.

Lehrer: “Ah. Min-Jun. Nimm’ die Sonnenbrille ab, die Sonne scheint heute doch gar nicht. Oder hast du vor, den Supermarkt nebenan auszurauben?”

Keine zwei Minuten hier und bereits die erste Schelte, aber daran gewöhnt man sich in der eher wenig einladenden Umgebung wohl schnell. Die Sonnenbrille wird abgesetzt und der Mundschutz gleich mit dazu. Zum Vorschein kommt das nahezu makellose und sehr ansehnliche Gesicht des ehemaligen Idols, der hier optisch so reinpasst wie ein Fabergé-Ei in ein Bällebad im Kinderparadies. Der vertraute Umgang zwischen dem Lehrer und ihm gibt aber Aufschluss darauf, dass er wohl wirklich hier sein soll.

Min-Jun: “Entschuldigung, Seonsaengnim.

Der Lehrer macht eine abwinkende Armbewegung, ehe er den jungen Mann im Ring zum Warten anweist. Etwas schwerfällig steigt er durch das mittlere Ringseil nach draußen und wischt sich seine Hände an der Hose ab, während er Min-Jun ansteuert.

Lehrer: “Es ist Dienstag, du kommst an Dienstagen doch eigentlich nicht. Ist alles in Ordnung oder ist etwas Schlimmes passiert?”

Der Jüngere schüttelt den Kopf.

Min-Jun: “Nein, etwas Schlimmes ist nicht passiert und mir geht es gut. Ich kam nur noch nicht dazu, dir etwas zu berichten. Wobei, ich zeige es dir besser.”

Er entsperrt sein Smartphone und tippt einige Male darauf herum, ehe er das Display dem Lehrer zuwendet.

Lehrer: “Ach, mein Englisch ist etwas rostig… aber lass’ mal sehen.”

Der Grauhaarige nimmt das Smartphone in die eigenen Hände und bewegt es vor und zurück, bis seine Augen endlich genügend Fokus haben, um das Geschriebene murmelnd vorzulesen.

Lehrer: “....’Die IPW reist nach Brasilien und hat sogleich neue, junge und hungrige Wrestler im Gepäck.’... Bist du das auf dem Bild!?”

Mit aufgerissenen Augen schaut der Ältere vom Smartphone auf und seinen Schützling an, welcher mit einem leichten Schmunzeln einmal nickt.

Lehrer: “Omo! Jeongin, schau mal, Min-Jun wurde von der IPW unter Vertrag genommen!”

Er dreht sich zum jüngeren Mann im Ring herum und hält ihm das Smartphone entgegen, ehe er sich wieder herum dreht und dann selbst wieder auf das Display schaut.

Lehrer: “... ‘Min-Jun - der erste südkoreanische Wrestler der IPW…’ Du hast es wirklich geschafft! Und ich habe mich geschämt, dass ich diesen Deutschen in dieser heruntergekommenen Bude hier begrüßen musste, aber sie haben wohl wirklich nur Augen für das Wichtige. Ich bin so stolz auf dich, mein Junge.”

Der ältere Mann tritt mit ausgebreiteten Armen und leichten Tränen in den Augen auf Min-Jun zu und umschließt ihn. Der junge Mann erwidert die Umarmung selbstverständlich.

Min-Jun: “Ohne dich hätte ich es nicht geschafft, Seonsaengnim. Du hast mir alles beigebracht, was ich weiß und mich stets unterstützt.”

Der Jüngere löst die Umarmung, tritt einen Schritt zurück und senkt seinen Oberkörper zu einer tiefen Verbeugung.

Min-Jun: “Vielen Dank! Ich verspreche, ich werde mein Bestes geben!”

Anschließend richtet Min-Jun sich wieder auf. Bekräftigend nickt sein Lehrer.

Lehrer: “Das wirst du, da bin ich mir sicher. Aber… sag’, Brasilien? Dann werden wir dich wohl eine ganze Weile nicht mehr zu Gesicht bekommen, hm?”

Mit einem wehmütigen Hauch im Blick wird Min-Jun von seinem Lehrer angeschaut. Der junge Mann nickt einmal.

Min-Jun: “Ich werde für die Dauer dieser Tour dauerhaft in Brasilien bleiben und nicht nach Korea zurückfliegen. Aber ich verspreche, ich werde dir regelmäßig schreiben und dich auf dem neuesten Stand halten.”

Der ältere Mann lacht kurz auf.

Lehrer: “Dass du mir aber bloß keine Briefe schreibst! Du weißt ja, seit du mit den Leuten von der IPW in Kontakt getreten bist und sie mich als Lehrer kontaktieren wollten, habe ich auch dieses ‘E-Mail’. Da kommen deine Nachrichten schneller an.”

Nun muss Min-Jun kurz Schmunzeln.

Min-Jun: “Versprochen. Ich werde dir regelmäßig eine E-Mail schreiben.”

Der Lehrer mustert Min-Jun von Kopf bis Fuß und wirkt für einen Moment etwas nachdenklich, was einen fragenden Blick bei dem jungen Mann hervorbringt.

Lehrer: “Weißt du… als du das erste Mal hier aufgeschlagen bist, mit deinem schicken Wagen und deinen teuren Klamotten, dachte ich ‘Das wird nichts’. Ein schillerndes Idol, was ein paar Monate noch auf Bühnen herumgesprungen ist, Autogrammkarten unterschrieben hat, dauernd diese Aegyo-Herzen gemacht hat und von diesen ganzen Mädchen angehimmelt wird kann doch nicht den Biss und das Durchhaltevermögen haben und ein waschechter Wrestler werden. Aber ich war oberflächlich und kurzsichtig. Du hast mir gezeigt, was für eine Kämpfernatur du bist und dass du nicht aufgibst, egal wie schlimm ich dich auch drangsaliert habe.”

Schweigend schenkt Min-Jun seinem Lehrer Gehör und unterbricht ihn nicht.

Lehrer: “Und du hattest durch dieses ganze Getanze eine sehr gute Kondition. Nicht so wie Jeongin hier, der bei der ersten Stunde nach zwei Mal durch den Ring rennen schon fast kollabiert ist.”

Wie ein neckischer Vater schaut der ältere Mann über seine Schulter und schmunzelt mal kurz. Seine Worte meint er wohl eher herausfordernd als beleidigend.

Lehrer: “Jetzt steht dir eine neue Bühne zur Verfügung, auf der du wieder das schillernde Idol rauslassen kannst und zusätzlich auch noch zeigen kannst, was du als Wrestler drauf hast. Enttäusch’ mich nicht!”

Das nimmt Min-Jun zum Anlass, sich nochmal zu Verbeugen.

Min-Jun: “Ich werde dich nicht enttäuschen!”

Sachte nickt der Lehrer.

Lehrer: “Wann geht dein Flieger nach Brasilien?”

Min-Jun: “Am Freitag Morgen.”

Der Ältere hmmt leise, ehe er auf die Sporttasche, welche Min-Jun in der Hand hält, deutet.

Lehrer: “Die hast du wohl nicht nur zum Spaß dabei. Worauf wartest du noch? Bevor du am Freitag losfliegst, legen wir heute noch eine zusätzliche Trainingseinheit ein und du trainierst mit Jeongin zusammen. Na los, hopp hopp!”

Er klatscht auffordernd in die Hände. Min-Jun nickt mit einem leichten Schmunzeln.

Lehrer: “Grins’ nicht so, sondern mach’ dich in den Ring, Junge!”

Hinter den geschlossenen Türen des Schuppens, in welchem schon der ein oder andere junge Wrestler geschmiedet wurde, gehen die beiden jungen Männer unter den wachsamen Augen des Lehrers ihrem Training nach. Bald werden sie sich wohl nicht wiedersehen, weshalb sich die Trainingseinheit bis in die späten Abendstunden zieht, ehe sie alle ihres Weges gehen. Jeongin findet seinen Weg zur nächsten Haltestelle und erwischt gerade so noch den letzten Bus nach Hause, der Lehrer verbleibt in seinem Ring und sinniert über die Zukunft und Min-Jun sagt dem Schuppen vorerst Lebe Wohl, ehe er verschwitzt in sein Auto steigt und zu seinem Hotel zurückfährt.

Bald schon hat er eine neue Bühne, in einem Ring der IPW, in ausverkauften Hallen, umgeben von Fans, Lichtern, Kameras und Action. Eine Zeit, die er vermisst hat und welche bald in geänderter Form aufs Neue beginnen wird.

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