Quelle: Kicker.deDie schlimmsten Befürchtungen haben sich bestätigt: Michael Ballack vom englischen Double-Sieger FC Chelsea fällt für die WM 2010 in Südafrika aus. Die Kernspintomographie in München bei DFB-Mannschaftsarzt Dr. Müller-Wohlfahrt ergab, dass sich der DFB-Kapitän beim Pokalfinale in England am Samstag (1:0 gegen den FC Portsmouth) im rechten Sprunggelenk einen Innenbandriss sowie einen Teilabriss der Syndesmose zugezogen hat.
Ballack hat sich am Montag nach München begeben, um die Kernspintomographie in der Praxis von DFB-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt vornehmen zu lassen. Das Sprunggelenk wird laut DFB-Angaben nun für vier Wochen in einem Gipsverband ruhig gestellt, danach soll eine weitere Ruhigstellung in einem Spezialschuh erfolgen. Zwar sei laut Müller-Wohlfahrt mit einer völligen Heilung der Verletzung zu rechnen. Der Wiedereinstieg ist für Ballack allerdings frühestens in acht Wochen möglich. Khedira einzige ernsthafte Alternative
Nun stellt sich die Frage, wie Joachim Löw den Ausfall des Kapitäns kompensieren will. Der 33-Jährige nimmt aufgrund seiner Klasse und internationalen Erfahrung eine Ausnahmestellung ein. "Seine Präsenz ist für unsere junge Mannschaft von großer Wichtigkeit, sowohl auf als auch neben dem Platz", unterstrich Löw. Fakt ist, dass nach der verletzungsbedingten Absage von Simon Rolfes, der formbedingten Nichtnominierung von Thomas Hitzlsperger und der Ausbootung von Torsten Frings kaum noch Kandidaten für die Sechser-Position im Kader stehen. Sami Khedira wäre die einzige ernsthafte Alternative; Christian Träsch und Heiko Westermann sind Notlösungen.
Die Verletzung des DFB-Kapitäns, der in der 44. Minute des englischen Pokalfinales das Feld wieder verlassen musste, resultierte aus einem groben Foulspiel des Ex-Berliners und -Dortmunders Kevin-Prince Boateng in der 35. Minute. Die Rot-würdige Aktion wurde von Schiedsrichter Christopher Foy nur mit Gelb geahndet.
"Ich habe mir die Szene nochmal angeschaut. Das sah schon nach Absicht aus", hatte Ballack nach der Partie gesagt und bekam Unterstützung von seinem Berater Michael Becker: "Alle im Stadion haben gesehen, was passiert ist. Da gibt es keine zwei Meinungen drüber." Dagegen wollte Bundestrainer Joachim Löw nicht den Stab über dem 41-maligen deutschen Junioren-Nationalspieler brechen: "Das war eigentlich eine Rote Karte, aber ich will ihm keine Absicht unterstellen."
Kevin-Prince Boateng ist in die WM-Auswahl des deutschen Gruppengegners Ghana berufen worden und der ältere Bruder von Jerome Boateng, der in Löws vorläufigem WM-Aufgebot steht. Im Gegensatz zu Jerome hatte Kevin dem DFB den Rücken gekehrt. DFB-Sportdirektor Sammer sah darin schon vor einem halben Jahr keinen Verlust: "Bei Kevin zeigt sich aus meiner Wahrnehmung, dass das rein sportliche Potenzial am Ende allein nicht ausreicht, um Karriere zu machen. Man muss außerdem in der Lage sein, sich einzuordnen", so der Europameister von 1996. Der Großneffe des 54er-WM-Helden Helmut Rahn wollte diese Kritik allerdings nicht auf sich sitzen lassen: "Er kennt mich nicht persönlich. Von daher kann er das gar nicht sagen."
Nach dem nun aus seinem Foul resultierenden WM-Aus Ballacks dürfte Kevin Boateng in Deutschland dennoch endgültig zum Buhmann geworden sein. In England ist er dagegen nach wie vor sehr gefragt. Gleich vier Premier-League-Klubs wollen den Deutsch-Ghanaer nach dem Abstieg des FC Portsmouth verpflichten und sind bereit, eine Ablösesumme in Höhe von 6,9 Millionen Euro zu zahlen.
Das ist natürlich ein großer Schock, denn Ballack ist topfit einfach ein Topspieler und wird natürlich fehlen. Dennoch bin ich zuversichtlich, das wir gute Mittelfeldspieler haben und im Idealfall können wir Ballack kompensieren, der ja immerhin auch entscheidende Tore für Deutschland geschossen hat. Bei der nächsten WM wäre Ballack 37 Jahre alt und es dürfte unwahrscheinlich sein, das er in Brasilien noch bei der WM teilnimmt. Damit geht die Ära Ballack auf jeden Fall ohne WM Erfolg in die Geschichte ein.