Der Weg zur Vergebung

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Backstagewischmopp
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Der Weg zur Vergebung

#1

Beitragvon Ronin » Do 1. Jun 2023, 00:49

https://youtu.be/ozNEdMcWZvQ[/youtube]

In einem dunklen Raum wird ein Schreibtisch aus massiver Eiche von zwei großen Kerzen beleuchtet, die an den äußeren Ecken stehen. Mittig dazwischen steht eine Schale mit Sand, qualmende Räucherstäbchen darin verteilen zarten Rauch. Ein Mann sitzt vor dem Tisch, schwarz gekleidet mit einer tief gezogenen Kapuze und blickt auf verschiedene Utensilien die auf dem Tisch verbreitet und im Halbschatten kaum erkennbar sind. Eine kleinere Kerze wirft weiteres Licht in dem sich metallisch glänzend die Konturen von Nadeln und Messern andeuten.

Sein Blick wandert, seine Finger greifen nach einem gelben Gummiband. Überraschend gewöhnlich, so wie es viele Haushalte in einer Schublade besitzen. Er hält es zwischen den Fingern, zieht daran und lockert langsam den Griff. Er zieht es über sein linkes Handgelenk und zieht erneut. Der Gummi ist bis kurz vorm zerreißen gespannt und gräbt sich tief in seine Haut. Die Atmung des Mannes ist klingt angespannt, für einen Moment hält er sie an und fällt kurz in Gedanken. Die Hand mit dem Band geht näher an das Gelenk, er zieht den Gummi ab und legt ihn zur Seite.

Danach fixiert sich seine Haltung auf die Kerze. Er bewegt die Hände näher, die Handflächen zur Flamme gewandt. Er nimmt die Hitze bewusst wahr, lässt die Hände näher gehen und zieht sie langsam wieder zurück. Es ist seine rechte Hand die sich darauf näher an die Flamme wagt. Erst seitlich, dann in respektvollem Abstand von oben nähert sie sich der Flamme, spürt die wärme und verweilt. Wann wird der Schmerz beginnen? Wann wird er unertragbar? Wann wird das Feuer eine Verletzung verursachen? Er zieht die Hand zurück, fährt sich über das Gesicht und legt beide Unterarme vor sich auf der Tischplatte ab.

An den Kopfbewegungen welche die Kapuze mit sich ziehen ist die Unruhe im Mann greifbar. Sein Blick wandert, seine Finger folgen. Er greift nach einer Nadel, hält sie zwischen Zeigefinger und Daumen. Im Licht der kleineren Kerze rollt er sie hin und her. Man erkennt die Spitze im Licht glänzen, ebenfalls die Öse durch die bei normalem Einsatz ein Faden gezogen wird. Er hält die linke Hand daneben und berührt die Mitte der Handflache vorsichtig mit der Nadelspitze. Ruckartig atmet er ein und hält die Luft an. Sekunden vergehen bis er ausatmet und die Nadelspitze langsam über die Haut zieht. Spurlos wandert sie zum Ansatz des kleinen Fingers, von Gelenk über Gelenk bis zur Fingerspitze. Die Spitze wartet geduldig, unwissend ob sie in Haut und Fleisch eindringen darf oder nicht. Für einen Moment glaubt er ihre Stimme zu hören.

„Tu es. Nur ein kleiner Stich für einen Tropfen.“

Er ändert den Winkel. Senkrecht drückt die Spitze in die Haut, kurz davor sie zu durchdringen. Stoßweise saugt er die Luft in die Lungen und presst sie wieder heraus. Sie wie man den Druck der Nadelspitze auf der Haut erkennen kann sieht man wie er Zeigefinger und Daumen aufeinander presst. Langsam und mühevoll zieht er die Nadel zurück, ein leises Klirren ist zu hören als sie verbogen auf die Tischplatte fällt.

Vier Finger und ein Daumen ziehen sich zusammen, ballen eine Faust. Seine Knöchel treten weiß hervor. Er lockert und presst, lockert und presst. Im gleichen Takt, nur um die Zeit des Durchfliessens verzögert wechselt die Haut die Farbe.

Er wiederholt den Vorgang ein paar Mal bis sich seine Fäuste lösen und zu offenen Händen werden die erneut suchen. Sie halten an einem Gegenstand der in rotem Kunststoff gelagert scheint. Blankes Metall, darüber und darunter roter Kunststoff mit einer hellen Gravur in Form eines Wappens. Für einen Moment geht er Erinnerungen nach. Wie er den Gegenstand vor Jahrzehnten erhalten hatte. Seine zweite Hand kommt hinzu und zieht eine Klinge aus dem Taschenmesser, kurz aber gut gepflegt. Er betrachtet sie, denkt daran wie er sie mit Öl und Schleifsteinen im besten Zustand hält. Die Klinge wandert bis sie flach auf der Haut der linken Hand liegt. Kalt spürt der Mann das Metall auf seiner Haut. Langsam fährt er damit über die Haut, so wie er damit auch über die Schleifsteine gegangen ist. Während sein Körper die Atmung verweigern will drückt er die Luft ein und aus, hörbar angestrengt. Die Klinge fährt die Linie nach die sich im Laufe der Jahrzehnte in seiner Handfläche vertieft haben, folgt ihnen bis zu den Falten welche die Haut am Handgelenk wirft wenn es bewegt wird. Die Geräusche seiner Atmung erinnern an das Hämmern eines Spechts, sein Körper zittert wie von Stößen eines Presslufthammers ggetroffen.

nein

Nein

NEin

NEIn

Mann:“NEIN!“

Mit einem lauten Schrei wirft der Mann die Klinge weg. Ungezielt, ohne Beachtung dessen wo sie hinfliegt. Ein einfacher Wurf um viel Abstand zwischen sich und das Metall zu bringen.

Mann:“Ich bin stärker.“

Wie ein unsicheres Flüstern ist die Stimme zu hören. Er ballt die Fäuste und fegt mit dem Arm alles vom Tisch. Die Wucht lässt selbst die Kerze fliegen, deren Flamme dabei erlischt. Die geballten Fäuste hämmern auf den Tisch bis der Mann sie zu sich zieht. Er öffnet sie und blickt auf seine Finger. Bebend, kraftvoll, wütend.

Mann:“Ich bin stärker.“

Mehrmals öffnet er die Fäuste und ballt sie wieder. Sein Atem findet dabei Ruhe.

Mann:“Ich bin stärker.“

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#2

Beitragvon Ronin » So 18. Jun 2023, 12:01

Unbarmherzig scheint die Sonne herab auf einen Weinberg. Obwohl der richtige Sommer noch in der Ferne scheint sind die Spuren von Trockenheit und ungewöhnlich hoher Wärme zu erkennen. Wo nicht bewässert wird verdorrt das Gras, zieht sich die Erde vor Trockenheit zusammen und hinterlässt Risse und Fugen. Weit unten am Hang des Berges steht eine Kirche, auf zwei Seiten von aufsteigenden Serpentinen mit Parkplötzen eingeschlossen und auf der anderen Seite an einen Friedhof anschliessend. Die Hitze schreckt auch vor diesem nicht zurück, nur wirken das vertrocknete Gras mit den Rissen im Boden und den Fugen am Rande der Gräber hier erdrückender.

Trotz der Hitze hat sich ein Mann im schwarzen Anzug und mit schwarzer Kapuze über Kopf und Gesicht einen ruhigen Platz auf einer Bank gesucht die zum Garten des Kirchengeländes gehört. Die Blätter des Baumes über ihn haben ihn vor kurzem noch geschützt, trotzdem scheint er nicht daran interessiert seinen Platz zu verlassen. Leutende Glocken sind vom gotischen Turm mit grünen Ziegeln zu hören, die schwerste davon mit einem Gewicht von über 1000 Kilogramm. Der Mann beobachtet wie die Besucher des Gottesdienstes darauf die Kirche verlassen, wie sie kurz in kleinen Gruppen stehen bleiben bevor sie weiterziehen. Einige Blicken zu dem Mann in schwarz, unsicher ob sie ihn Grüßen sollen oder nicht. Vereinzelt gibt es ein freundliches Nicken in seine Richtung, ein kurzer und unerwiederter gesprochener Gruß, ein oder zwei Blicke des Mitleids. Für die meisten der Leute könnte er genauso eine Statue sein, vorhanden aber unbeachtet. Nachdem sie weiter ziehen vergehen die Minuten in Stille.

Zuletzt ist es der Pfarrer der die Kirche verlässt. Schnellen Schrittes und mit wehendem Talar scheint er etwas ganz weltliches zu spüren das jeder Mensch kennt. Stress. Von einen Termin zum nächsten, in Hektik, in Eile. Doch bevor er weit genug kommt um in Sichtweite der Parkplätze und damit auf die Gedanken zur weiteren Tagesplanung zu kommen bleibt er stehen. Er dreht den Kopf und sieht zum Mann. Er erkennt den Platz neben ihm, der einer nonverbalen Aufforderung gleich frei ist. Er sieht nicht auf die Uhr, wirft keinen Blick auf sein Smartphone. Stattdessen erscheint an mildes Lächeln auf seinem Gesicht mit dem er auf den Mann zugeht und sich neben ihm setzt.

Pfarrer:“ Du hättest auch drinnen bei uns sein können.“

Mann:“ Ich bin mir nicht sicher ob es ein Ort ist an dem ich willkommen bin.“

Pfarrer:“ Du machst dir zu viele Gedanken. Ich urteile nicht über andere Menschen, diese Aufgabe gehört nur einem. Und solange steht meine Tür auch jedem offen.“

Schweigend vergehen die Sekunden bis das nächste Wort gesprochen wird.

Mann:“ Ich habe….Mist gebaut.“

Pfarrer:“ Ich habe einiges gehört und gesehen. Aber nichts davon ist so groß das man nicht damit zurechtkommen kann.“

Mann:“ Ich habe Freunde im Stich gelassen. Habe sie verraten.“

Pfarrer:“ Ich nehme dir nicht die Beichte ab. In meinem Glauben gibt es nur drei vor denen du dich rechtfertigen musst. Gott, du selbst und die Menschen denen du unrecht getan hast. Aber wenn du Hilfe suchst, guten Rat oder jemanden dem du dein Herz ausschütten kannst, dann bleibe ich hier sitzen. Wonach suchst du hier?“

Mann:“ Nach einem Weg zur Vergebung für meine Fehler.“

Der Pfarrer senkt den Kopf und blinzelt, die Sonne trifft auch ihn ohne Rücksicht.

Pfarrer:“ Ich denke du solltest dort anfangen wo es für einen selbstkritischen Menschen wie dich am schwersten ist. Bei dir selbst. Glaube mir, die Menschen denen du etwas bedeutest werden dir deutlich leichter vergeben als du dir.“

Als wäre damit bereits alles besprochen verfallen beide wieder in nachdenkliches Schweigen.


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