Und der Abendwind streicht durch die Straßen von Roppongi
Verfasst: Fr 21. Okt 2022, 20:40
Roppongi.
Der Name steht aus dem japanischen heraus übersetzt für „Sechs Bäume“. Dabei hat der Stadtteil Tokyos heute eine ganz andere Bedeutung. Es ist nahe dem Regierungsviertel und ist das was man anderen Ortes wohl als eine Vergnügungsmeile bezeichnen würde. Kleine und größere Konzertvenues. Restaurants. Karaokekneipen. Alles was man braucht wenn man in einer Metropole wie Tokyo ein wenig Zerstreung sucht. Ideal mit dem Straßenbahnnetz wie der Oedo-Linie zu erreichen ist es kein Wunder das man hier viele Fussgänger sieht. Da und dort mischen sich die ersten Touristen, die seit den gelockerten Corona-Einreisebedingungen wieder ins Land trauen, mit der Jugend dieser gewaltigen Stadt. Tradition und Moderne sind nur an wenigen Plätzen so nahe beisammen wie hier. Männer und Frauen in traditionellen Kimonos sieht man genauso wie Fans der J-Rock Szene, zu erkennen an passenden T-Shirts die in Hiragana, Katagana, Kanji oder in Englisch mit Klangvollen Namen von Bands wie Lovebites oder Ningen Isu.
Irgendwo in diesem Gewirr aus Menschen finden wir zwei Gesichter die zur IPW gehören. Shinsuke Hondo und Nikki Haskins genießen einen Abstecher in dieses Nachtleben. Nachdem sie sich vorher noch eine kleine Wrestling Show einer der vielen Unzähligen Wrestling Schulen angesehen haben. Der Surfer Boy hat die Haare offen und schaut immer wieder nach seinem Schützling die Tag Team Partnerin und Schülerin zugleich für ihn ist. Und manchmal wenn es keiner merkt, verweilen seine Augen den Windhauch eines Augenblicks länger auf ihr und es wirkt, als wäre sie mehr für ihn.
Shinsuke Hondo: „Du bist so still heute. Hat dir die kleine Veranstaltung nicht gefallen?“
Nikki Haskins: „Du meinst diese Show bei der sie in einem kleinen Lagerraum auf einer dünnen Matte ohne Ring catchen und das ins Netz streamen?“
Ein Lächeln zeichnet sich auf den Lippen des Japaners ab. Er hatte diese besondere Veranstaltung herausgepickt um ihr zu zeigen, das der Kampfsport Wrestling viele Facetten hat und sogar in sehr kleinem Ambiente funktioniert und Manöver aus der Luft sogar von einer Fensterbank aus funktionieren.
Nikki Haskins: „Diese Show war interessant. Ich wusste nicht das es so etwas kleines überhaupt gibt. Wie viele zahlende Zuschauer waren das, Vierzig? Fünfundvierzig?“
Shinsuke Hondo: „In etwa. Ich weiß das in den Sommer Monaten da noch mehr Menschen an den Fenstern von außen reinschauen. Diese Schule hat einen sehr treuen und loyalen Fankreis der sie unterstützt. Selbst internationale Zuschauer auf Youtube.“
Nikki Haskins: „Schon beeindruckend. Ich finde das erdet auch. Also wenn du mir vor Augen führen wolltest wie viel Glück wir mit der IPW haben, dann gratuliere. Du hast es geschafft.“
Shinsuke Hondo: „Dich erden? Du bist so untypisch… für…“
Nikki Haskins: „Ein Mädchen? Vielleicht weil ich nicht bin wie die jungen Japanerinnen die deinen Weg gekreuzt haben? Wie diese Mei von der du mal erzähltest?“
Shinsuke Hondo: „Das… ist es nicht.“
Für einen Moment herrscht schweigen zwischen den beiden während sie an einer Fußgängerampel warten. Die Menge an Menschen und ihr hektisches Treiben bilden um die beiden herum eine gewaltige Geräuschkulisse. Während sie sich die beiden dem Eingang zu einer Gyaru-Bar nähern setzt sich das Gespräch langsam wieder in Gang.
Shinsuke Hondo: „Ich glaube nicht das ich dich erden muss. Aber in einem liegst du richtig. Wie fast alles was ich mit dir unternehme oder im Ring trainiere, diente auch dieser Besuch der kleinen Show einem Ziel. Diesmal wollte ich dich inspirieren. Ich hoffte, dass du siehst was alles auf engstem Raum möglich ist. Mir ging es um die Freude der anderen Wrestler am improviseren, dem ausbrechen aus dem üblichen. Denn vielleicht werden wir für das kommende Match viel improvisieren müssen, viel von dem abweichen müssen was wir sonst in einem Match tun.. Diese Stipulation ist… sehr undefiniert. Offen. Gibt viel Raum für Experimente.“
Nikki Haskins: „Oh glaub mir Shin, ich habe genug Inspiration! Ich werde Gene Eric wehtun! Sehr wehtun. Denn mir geht der Typ langsam aber sicher richtig auf die Nerven! Mehr noch als jeder ManCity fan!“
Für einen Moment bringt sie den Surfer Boy wieder aus seinem Konzept. Er weiß, dass sie ein großer Fan des englischen Ligen-Fußballs ist, doch sind manche Namen und Begriffe für ihn so fremd wie es nur sein kann. Er kann mit Mannschaftssportarten wie Baseball oder Fussball wenig anfangen und schaut höchstens mal hin, wenn in einer Bar ein Länderspiel läuft. Aber wenn ihn die Wellen der Weltmeere eines gelehrt haben, dann ist es die Akzeptanz jede Welle so zu nehmen wie sie eben von den Winden des Ozeans ins Richtung Küste getrieben werden. Doch lange lässt sie ihn nicht in seinen Gedanken dazu verweilen.
Nikki Haskins: „Ich mein, was will der Typ überhaupt? Verträgt er es nicht mal einen Korb zu bekommen!? Ich hoffe nur das wir den Zuschauern etwas gutes entlocken können. Mit einem zusammengerollten Programmheft alleine kann ich dem Typen nicht sein Gesicht bearbeiten.“
Vor der Tür bleiben beide noch etwas stehen.
Shinsuke Hondo: „Nun, ich weiß aus ziemlich zuverlässiger Quelle, das wir von einem oder auch zwei Zuschauern ein klein wenig… Zuspruch erhalten werden.“
Nikki Haskins: „Ähm… was meinst du damit?“
Shinsuke Hondo: „Sagen wir es mal so. Es wird ein paar Zuschauer geben, sehr nahe am Ring, die dir vielleicht bekannt vorkommen könnten. Aber ich werde dir jetzt nicht die Überraschung verderben. Viel wichtiger ist doch, das in unser Team vertraust.“
Nikki Haskins: „Du bist so gemein! Deutest erst etwas an und schwenkst dann zu einem anderen Thema über! Da unterscheidet ihr Kerle euch keinen Inch von einander egal ob ihr Engländer, Amerikaner oder Japaner seid. Immer das Gleiche.“
An ihrem bewusst überzogenen Schmollmund, der im Licht der vielen Leuchtreklamen von Roppongi noch ein bisschen farbenfroher als sonst wirkt, kann man erkennen das sie das nicht so ernst gemeint hat, wie man es vermuten könnte. Hier ist es aber Hondos durchaus interkulturell geschultem Auge zu erkennen, das sie ihn nur provozieren wollte. Für einen Moment lässt er die Schultern hängen. Ein Windstoß, der durch die Straßen von Roppongi weht, lässt dabei seine offenen Haare so verwehen, dass sie kurz sein Gesicht verdecken.
Nikki Haskins: „Hey, kein Grund gleich eingeschnappt zu sein.“
Shinsuke Hondo: „Bin nicht eingeschnappt. Eher enttäuscht, das dich diese Typen doch so sehr beschäftigen.“
Langsam kehrt ein Lächeln auf sein Gesicht zurück und nun liegt es an ihm ihr zwischenmenschliches Schach, ihr kleines Spiel, mit dem nächsten Zug zu bedenken.
Shinsuke Hondo: „Denn das verstehe ich nicht? Du trittst immerhin mit dem einzigen Mann im IPW Roster zusammen an, der unsere Championese schon einmal besiegen konnte. Das sollte dir so viel Zuversicht spenden, das dich diese… diese wie hieß das Wort was ich Deutschland gelernte habe… Lausbubenstreiche völlig egal sein können.“
Die Engländerin legt kurz ihren Kopf schief und versucht den Begriff, den sie so noch nie gehört hat richtig einzuordnen. Mit Verschränkten Armen setzt sie sich auf eine nahegelegene Sitzgelegenheit und schaut dabei auf den Eingang der Bar die Hondo mit ihr angesteuert hat.
Nikki Haskins: „Gene und Pierre sind Weiberhelden. Ich mag so etwas einfach nicht. Was ich aber noch weniger mag ist, wenn man mir erst Honig ums Maul schmiert und dann mich fallen lässt wie eine heiße Kartoffel. Weil er gemerkt hat das ich keine Lust habe auf so einen Schleimbeutel wie ihn, hat er sich an Poppy von Love Wave rangeschmissen. Hey, ich kenne sie kaum. Du weißt wie das ist, man trifft sich Backstage bei den Show und wenn man noch nicht gegeneinander im Ring stand, hat man so lange keine Probleme wenn man wie Profis miteinander umgeht, right?“
Hondo setzt sich neben sie. Sein Blick fällt kurz auf einen Amerikanischen Touristen der ein wenig Müll wegwirft und nicht im Stande ist den öffentlichen Mülleimer zu treffen. Er könnte jetzt den Typen zur Rede stellen. Doch seine Erziehung und sein Geisteshaltung lassen ihn einfach den Müll aufheben und in den Mülleimer werfen. Nikki schaut ihm dabei zu und am Zucken ihrer Mundwinkel könnte der geneigte Beobachter durchaus ein Lächeln ablesen. Auch der Ausdruck ihrer Augen verändert sich kurz.
Shinsuke Hondo: „Du hast Recht. Niemand wird gerne… weggeworfen.“
Er betont dieses Wort langsam und schaut noch einmal auf den Mülleimer. Auch sein Blick hat einen anderen Ausdruck. Und wenn man in seinen Kopf schauen könnte, würde man ein Kopfkino vorfinden, bei dem eine Junge Frau mit Namen Mei, ihn weggeworfen hat.
Nikki Haskins: „Nein. Niemand.“
In der Zwischenzeit hat sich der Schüler des TJW-Dojo wieder gesetzt. Sein Blick ist dabei auf dem Asphalt fixiert.
Nikki Haskins: „Du weißt was es heißt… weggeworfen zu werden. Und ich fühle mich gerade wie ein dummes Kleines Kind.“
Schnell ist sie vor ihm. Hockend. Schaut ihm in die Augen.
Nikki Haskins: „Ich fange langsam an zu verstehen.“
Mit einer schneller Handbewegung fährt sich der Surfer Boy durch die langen Haare, streicht diese zurück. Erwidert ihren Blick. Einen unendlich langen Augenblick schauen beide nur einander an. Manchmal reichen keine Worte. Und manchmal würde nur eines reichen.
Shinsuke Hondo: „Genug davon. Es gibt Dinge gehören in die Vergangenheit und sollten dort auch bleiben. Du willst den Typen eine Abreibung verpassen? Fine. Ich bin bei dir und wir ziehen das durch.“
In seiner Stimme liegt kein Gram, kein Ärger. Während er sich aufrichtet blickt Nikki kurz zu Boden ihre Lippen bewegen sich und wenn man Lippenlesen könnte, würde man ein „verdammt!“ ablesen können. Doch sie spricht es so hauchzart aus, das es der Abendwind von Roppongi davon trägt.
Shinsuke Hondo: „Kommst du? Oder willst du schon nach Hause?“
Er geht weiter in Richtung der Eingangstür der Bar welche die beiden schon vor einigen Minuten betreten wollten. Als Hondo die Tür erreicht stößt er sie auf und geht hinein. Hält diese jedoch so weit offen, das Nikki ihm folgen kann.
Nikki Haskins: „Nachhause? Jetzt wo es gerade erst Nacht wird?“
Ihr Lächeln verändert sich.
Nikki Haskins: „Ich will mehr.“
Mit diesen Worten folgt sie dem Surfer Boy in einen anderen Teil Tokyos. Einen teil wo wir den beiden heute nicht mehr folgen können.
Fade Out.
Der Name steht aus dem japanischen heraus übersetzt für „Sechs Bäume“. Dabei hat der Stadtteil Tokyos heute eine ganz andere Bedeutung. Es ist nahe dem Regierungsviertel und ist das was man anderen Ortes wohl als eine Vergnügungsmeile bezeichnen würde. Kleine und größere Konzertvenues. Restaurants. Karaokekneipen. Alles was man braucht wenn man in einer Metropole wie Tokyo ein wenig Zerstreung sucht. Ideal mit dem Straßenbahnnetz wie der Oedo-Linie zu erreichen ist es kein Wunder das man hier viele Fussgänger sieht. Da und dort mischen sich die ersten Touristen, die seit den gelockerten Corona-Einreisebedingungen wieder ins Land trauen, mit der Jugend dieser gewaltigen Stadt. Tradition und Moderne sind nur an wenigen Plätzen so nahe beisammen wie hier. Männer und Frauen in traditionellen Kimonos sieht man genauso wie Fans der J-Rock Szene, zu erkennen an passenden T-Shirts die in Hiragana, Katagana, Kanji oder in Englisch mit Klangvollen Namen von Bands wie Lovebites oder Ningen Isu.
Irgendwo in diesem Gewirr aus Menschen finden wir zwei Gesichter die zur IPW gehören. Shinsuke Hondo und Nikki Haskins genießen einen Abstecher in dieses Nachtleben. Nachdem sie sich vorher noch eine kleine Wrestling Show einer der vielen Unzähligen Wrestling Schulen angesehen haben. Der Surfer Boy hat die Haare offen und schaut immer wieder nach seinem Schützling die Tag Team Partnerin und Schülerin zugleich für ihn ist. Und manchmal wenn es keiner merkt, verweilen seine Augen den Windhauch eines Augenblicks länger auf ihr und es wirkt, als wäre sie mehr für ihn.
Shinsuke Hondo: „Du bist so still heute. Hat dir die kleine Veranstaltung nicht gefallen?“
Nikki Haskins: „Du meinst diese Show bei der sie in einem kleinen Lagerraum auf einer dünnen Matte ohne Ring catchen und das ins Netz streamen?“
Ein Lächeln zeichnet sich auf den Lippen des Japaners ab. Er hatte diese besondere Veranstaltung herausgepickt um ihr zu zeigen, das der Kampfsport Wrestling viele Facetten hat und sogar in sehr kleinem Ambiente funktioniert und Manöver aus der Luft sogar von einer Fensterbank aus funktionieren.
Nikki Haskins: „Diese Show war interessant. Ich wusste nicht das es so etwas kleines überhaupt gibt. Wie viele zahlende Zuschauer waren das, Vierzig? Fünfundvierzig?“
Shinsuke Hondo: „In etwa. Ich weiß das in den Sommer Monaten da noch mehr Menschen an den Fenstern von außen reinschauen. Diese Schule hat einen sehr treuen und loyalen Fankreis der sie unterstützt. Selbst internationale Zuschauer auf Youtube.“
Nikki Haskins: „Schon beeindruckend. Ich finde das erdet auch. Also wenn du mir vor Augen führen wolltest wie viel Glück wir mit der IPW haben, dann gratuliere. Du hast es geschafft.“
Shinsuke Hondo: „Dich erden? Du bist so untypisch… für…“
Nikki Haskins: „Ein Mädchen? Vielleicht weil ich nicht bin wie die jungen Japanerinnen die deinen Weg gekreuzt haben? Wie diese Mei von der du mal erzähltest?“
Shinsuke Hondo: „Das… ist es nicht.“
Für einen Moment herrscht schweigen zwischen den beiden während sie an einer Fußgängerampel warten. Die Menge an Menschen und ihr hektisches Treiben bilden um die beiden herum eine gewaltige Geräuschkulisse. Während sie sich die beiden dem Eingang zu einer Gyaru-Bar nähern setzt sich das Gespräch langsam wieder in Gang.
Shinsuke Hondo: „Ich glaube nicht das ich dich erden muss. Aber in einem liegst du richtig. Wie fast alles was ich mit dir unternehme oder im Ring trainiere, diente auch dieser Besuch der kleinen Show einem Ziel. Diesmal wollte ich dich inspirieren. Ich hoffte, dass du siehst was alles auf engstem Raum möglich ist. Mir ging es um die Freude der anderen Wrestler am improviseren, dem ausbrechen aus dem üblichen. Denn vielleicht werden wir für das kommende Match viel improvisieren müssen, viel von dem abweichen müssen was wir sonst in einem Match tun.. Diese Stipulation ist… sehr undefiniert. Offen. Gibt viel Raum für Experimente.“
Nikki Haskins: „Oh glaub mir Shin, ich habe genug Inspiration! Ich werde Gene Eric wehtun! Sehr wehtun. Denn mir geht der Typ langsam aber sicher richtig auf die Nerven! Mehr noch als jeder ManCity fan!“
Für einen Moment bringt sie den Surfer Boy wieder aus seinem Konzept. Er weiß, dass sie ein großer Fan des englischen Ligen-Fußballs ist, doch sind manche Namen und Begriffe für ihn so fremd wie es nur sein kann. Er kann mit Mannschaftssportarten wie Baseball oder Fussball wenig anfangen und schaut höchstens mal hin, wenn in einer Bar ein Länderspiel läuft. Aber wenn ihn die Wellen der Weltmeere eines gelehrt haben, dann ist es die Akzeptanz jede Welle so zu nehmen wie sie eben von den Winden des Ozeans ins Richtung Küste getrieben werden. Doch lange lässt sie ihn nicht in seinen Gedanken dazu verweilen.
Nikki Haskins: „Ich mein, was will der Typ überhaupt? Verträgt er es nicht mal einen Korb zu bekommen!? Ich hoffe nur das wir den Zuschauern etwas gutes entlocken können. Mit einem zusammengerollten Programmheft alleine kann ich dem Typen nicht sein Gesicht bearbeiten.“
Vor der Tür bleiben beide noch etwas stehen.
Shinsuke Hondo: „Nun, ich weiß aus ziemlich zuverlässiger Quelle, das wir von einem oder auch zwei Zuschauern ein klein wenig… Zuspruch erhalten werden.“
Nikki Haskins: „Ähm… was meinst du damit?“
Shinsuke Hondo: „Sagen wir es mal so. Es wird ein paar Zuschauer geben, sehr nahe am Ring, die dir vielleicht bekannt vorkommen könnten. Aber ich werde dir jetzt nicht die Überraschung verderben. Viel wichtiger ist doch, das in unser Team vertraust.“
Nikki Haskins: „Du bist so gemein! Deutest erst etwas an und schwenkst dann zu einem anderen Thema über! Da unterscheidet ihr Kerle euch keinen Inch von einander egal ob ihr Engländer, Amerikaner oder Japaner seid. Immer das Gleiche.“
An ihrem bewusst überzogenen Schmollmund, der im Licht der vielen Leuchtreklamen von Roppongi noch ein bisschen farbenfroher als sonst wirkt, kann man erkennen das sie das nicht so ernst gemeint hat, wie man es vermuten könnte. Hier ist es aber Hondos durchaus interkulturell geschultem Auge zu erkennen, das sie ihn nur provozieren wollte. Für einen Moment lässt er die Schultern hängen. Ein Windstoß, der durch die Straßen von Roppongi weht, lässt dabei seine offenen Haare so verwehen, dass sie kurz sein Gesicht verdecken.
Nikki Haskins: „Hey, kein Grund gleich eingeschnappt zu sein.“
Shinsuke Hondo: „Bin nicht eingeschnappt. Eher enttäuscht, das dich diese Typen doch so sehr beschäftigen.“
Langsam kehrt ein Lächeln auf sein Gesicht zurück und nun liegt es an ihm ihr zwischenmenschliches Schach, ihr kleines Spiel, mit dem nächsten Zug zu bedenken.
Shinsuke Hondo: „Denn das verstehe ich nicht? Du trittst immerhin mit dem einzigen Mann im IPW Roster zusammen an, der unsere Championese schon einmal besiegen konnte. Das sollte dir so viel Zuversicht spenden, das dich diese… diese wie hieß das Wort was ich Deutschland gelernte habe… Lausbubenstreiche völlig egal sein können.“
Die Engländerin legt kurz ihren Kopf schief und versucht den Begriff, den sie so noch nie gehört hat richtig einzuordnen. Mit Verschränkten Armen setzt sie sich auf eine nahegelegene Sitzgelegenheit und schaut dabei auf den Eingang der Bar die Hondo mit ihr angesteuert hat.
Nikki Haskins: „Gene und Pierre sind Weiberhelden. Ich mag so etwas einfach nicht. Was ich aber noch weniger mag ist, wenn man mir erst Honig ums Maul schmiert und dann mich fallen lässt wie eine heiße Kartoffel. Weil er gemerkt hat das ich keine Lust habe auf so einen Schleimbeutel wie ihn, hat er sich an Poppy von Love Wave rangeschmissen. Hey, ich kenne sie kaum. Du weißt wie das ist, man trifft sich Backstage bei den Show und wenn man noch nicht gegeneinander im Ring stand, hat man so lange keine Probleme wenn man wie Profis miteinander umgeht, right?“
Hondo setzt sich neben sie. Sein Blick fällt kurz auf einen Amerikanischen Touristen der ein wenig Müll wegwirft und nicht im Stande ist den öffentlichen Mülleimer zu treffen. Er könnte jetzt den Typen zur Rede stellen. Doch seine Erziehung und sein Geisteshaltung lassen ihn einfach den Müll aufheben und in den Mülleimer werfen. Nikki schaut ihm dabei zu und am Zucken ihrer Mundwinkel könnte der geneigte Beobachter durchaus ein Lächeln ablesen. Auch der Ausdruck ihrer Augen verändert sich kurz.
Shinsuke Hondo: „Du hast Recht. Niemand wird gerne… weggeworfen.“
Er betont dieses Wort langsam und schaut noch einmal auf den Mülleimer. Auch sein Blick hat einen anderen Ausdruck. Und wenn man in seinen Kopf schauen könnte, würde man ein Kopfkino vorfinden, bei dem eine Junge Frau mit Namen Mei, ihn weggeworfen hat.
Nikki Haskins: „Nein. Niemand.“
In der Zwischenzeit hat sich der Schüler des TJW-Dojo wieder gesetzt. Sein Blick ist dabei auf dem Asphalt fixiert.
Nikki Haskins: „Du weißt was es heißt… weggeworfen zu werden. Und ich fühle mich gerade wie ein dummes Kleines Kind.“
Schnell ist sie vor ihm. Hockend. Schaut ihm in die Augen.
Nikki Haskins: „Ich fange langsam an zu verstehen.“
Mit einer schneller Handbewegung fährt sich der Surfer Boy durch die langen Haare, streicht diese zurück. Erwidert ihren Blick. Einen unendlich langen Augenblick schauen beide nur einander an. Manchmal reichen keine Worte. Und manchmal würde nur eines reichen.
Shinsuke Hondo: „Genug davon. Es gibt Dinge gehören in die Vergangenheit und sollten dort auch bleiben. Du willst den Typen eine Abreibung verpassen? Fine. Ich bin bei dir und wir ziehen das durch.“
In seiner Stimme liegt kein Gram, kein Ärger. Während er sich aufrichtet blickt Nikki kurz zu Boden ihre Lippen bewegen sich und wenn man Lippenlesen könnte, würde man ein „verdammt!“ ablesen können. Doch sie spricht es so hauchzart aus, das es der Abendwind von Roppongi davon trägt.
Shinsuke Hondo: „Kommst du? Oder willst du schon nach Hause?“
Er geht weiter in Richtung der Eingangstür der Bar welche die beiden schon vor einigen Minuten betreten wollten. Als Hondo die Tür erreicht stößt er sie auf und geht hinein. Hält diese jedoch so weit offen, das Nikki ihm folgen kann.
Nikki Haskins: „Nachhause? Jetzt wo es gerade erst Nacht wird?“
Ihr Lächeln verändert sich.
Nikki Haskins: „Ich will mehr.“
Mit diesen Worten folgt sie dem Surfer Boy in einen anderen Teil Tokyos. Einen teil wo wir den beiden heute nicht mehr folgen können.
Fade Out.