Und der Abendwind streicht durch die Straßen von Roppongi

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Und der Abendwind streicht durch die Straßen von Roppongi

#1

Beitragvon Movado » Fr 21. Okt 2022, 20:40

Roppongi.

Der Name steht aus dem japanischen heraus übersetzt für „Sechs Bäume“. Dabei hat der Stadtteil Tokyos heute eine ganz andere Bedeutung. Es ist nahe dem Regierungsviertel und ist das was man anderen Ortes wohl als eine Vergnügungsmeile bezeichnen würde. Kleine und größere Konzertvenues. Restaurants. Karaokekneipen. Alles was man braucht wenn man in einer Metropole wie Tokyo ein wenig Zerstreung sucht. Ideal mit dem Straßenbahnnetz wie der Oedo-Linie zu erreichen ist es kein Wunder das man hier viele Fussgänger sieht. Da und dort mischen sich die ersten Touristen, die seit den gelockerten Corona-Einreisebedingungen wieder ins Land trauen, mit der Jugend dieser gewaltigen Stadt. Tradition und Moderne sind nur an wenigen Plätzen so nahe beisammen wie hier. Männer und Frauen in traditionellen Kimonos sieht man genauso wie Fans der J-Rock Szene, zu erkennen an passenden T-Shirts die in Hiragana, Katagana, Kanji oder in Englisch mit Klangvollen Namen von Bands wie Lovebites oder Ningen Isu.

Irgendwo in diesem Gewirr aus Menschen finden wir zwei Gesichter die zur IPW gehören. Shinsuke Hondo und Nikki Haskins genießen einen Abstecher in dieses Nachtleben. Nachdem sie sich vorher noch eine kleine Wrestling Show einer der vielen Unzähligen Wrestling Schulen angesehen haben. Der Surfer Boy hat die Haare offen und schaut immer wieder nach seinem Schützling die Tag Team Partnerin und Schülerin zugleich für ihn ist. Und manchmal wenn es keiner merkt, verweilen seine Augen den Windhauch eines Augenblicks länger auf ihr und es wirkt, als wäre sie mehr für ihn.

Shinsuke Hondo: „Du bist so still heute. Hat dir die kleine Veranstaltung nicht gefallen?“

Nikki Haskins: „Du meinst diese Show bei der sie in einem kleinen Lagerraum auf einer dünnen Matte ohne Ring catchen und das ins Netz streamen?“

Ein Lächeln zeichnet sich auf den Lippen des Japaners ab. Er hatte diese besondere Veranstaltung herausgepickt um ihr zu zeigen, das der Kampfsport Wrestling viele Facetten hat und sogar in sehr kleinem Ambiente funktioniert und Manöver aus der Luft sogar von einer Fensterbank aus funktionieren.

Nikki Haskins: „Diese Show war interessant. Ich wusste nicht das es so etwas kleines überhaupt gibt. Wie viele zahlende Zuschauer waren das, Vierzig? Fünfundvierzig?“

Shinsuke Hondo: „In etwa. Ich weiß das in den Sommer Monaten da noch mehr Menschen an den Fenstern von außen reinschauen. Diese Schule hat einen sehr treuen und loyalen Fankreis der sie unterstützt. Selbst internationale Zuschauer auf Youtube.“

Nikki Haskins: „Schon beeindruckend. Ich finde das erdet auch. Also wenn du mir vor Augen führen wolltest wie viel Glück wir mit der IPW haben, dann gratuliere. Du hast es geschafft.“

Shinsuke Hondo: „Dich erden? Du bist so untypisch… für…“

Nikki Haskins: „Ein Mädchen? Vielleicht weil ich nicht bin wie die jungen Japanerinnen die deinen Weg gekreuzt haben? Wie diese Mei von der du mal erzähltest?“

Shinsuke Hondo: „Das… ist es nicht.“

Für einen Moment herrscht schweigen zwischen den beiden während sie an einer Fußgängerampel warten. Die Menge an Menschen und ihr hektisches Treiben bilden um die beiden herum eine gewaltige Geräuschkulisse. Während sie sich die beiden dem Eingang zu einer Gyaru-Bar nähern setzt sich das Gespräch langsam wieder in Gang.

Shinsuke Hondo: „Ich glaube nicht das ich dich erden muss. Aber in einem liegst du richtig. Wie fast alles was ich mit dir unternehme oder im Ring trainiere, diente auch dieser Besuch der kleinen Show einem Ziel. Diesmal wollte ich dich inspirieren. Ich hoffte, dass du siehst was alles auf engstem Raum möglich ist. Mir ging es um die Freude der anderen Wrestler am improviseren, dem ausbrechen aus dem üblichen. Denn vielleicht werden wir für das kommende Match viel improvisieren müssen, viel von dem abweichen müssen was wir sonst in einem Match tun.. Diese Stipulation ist… sehr undefiniert. Offen. Gibt viel Raum für Experimente.“

Nikki Haskins: „Oh glaub mir Shin, ich habe genug Inspiration! Ich werde Gene Eric wehtun! Sehr wehtun. Denn mir geht der Typ langsam aber sicher richtig auf die Nerven! Mehr noch als jeder ManCity fan!“

Für einen Moment bringt sie den Surfer Boy wieder aus seinem Konzept. Er weiß, dass sie ein großer Fan des englischen Ligen-Fußballs ist, doch sind manche Namen und Begriffe für ihn so fremd wie es nur sein kann. Er kann mit Mannschaftssportarten wie Baseball oder Fussball wenig anfangen und schaut höchstens mal hin, wenn in einer Bar ein Länderspiel läuft. Aber wenn ihn die Wellen der Weltmeere eines gelehrt haben, dann ist es die Akzeptanz jede Welle so zu nehmen wie sie eben von den Winden des Ozeans ins Richtung Küste getrieben werden. Doch lange lässt sie ihn nicht in seinen Gedanken dazu verweilen.

Nikki Haskins: „Ich mein, was will der Typ überhaupt? Verträgt er es nicht mal einen Korb zu bekommen!? Ich hoffe nur das wir den Zuschauern etwas gutes entlocken können. Mit einem zusammengerollten Programmheft alleine kann ich dem Typen nicht sein Gesicht bearbeiten.“

Vor der Tür bleiben beide noch etwas stehen.

Shinsuke Hondo: „Nun, ich weiß aus ziemlich zuverlässiger Quelle, das wir von einem oder auch zwei Zuschauern ein klein wenig… Zuspruch erhalten werden.“

Nikki Haskins: „Ähm… was meinst du damit?“

Shinsuke Hondo: „Sagen wir es mal so. Es wird ein paar Zuschauer geben, sehr nahe am Ring, die dir vielleicht bekannt vorkommen könnten. Aber ich werde dir jetzt nicht die Überraschung verderben. Viel wichtiger ist doch, das in unser Team vertraust.“

Nikki Haskins: „Du bist so gemein! Deutest erst etwas an und schwenkst dann zu einem anderen Thema über! Da unterscheidet ihr Kerle euch keinen Inch von einander egal ob ihr Engländer, Amerikaner oder Japaner seid. Immer das Gleiche.“

An ihrem bewusst überzogenen Schmollmund, der im Licht der vielen Leuchtreklamen von Roppongi noch ein bisschen farbenfroher als sonst wirkt, kann man erkennen das sie das nicht so ernst gemeint hat, wie man es vermuten könnte. Hier ist es aber Hondos durchaus interkulturell geschultem Auge zu erkennen, das sie ihn nur provozieren wollte. Für einen Moment lässt er die Schultern hängen. Ein Windstoß, der durch die Straßen von Roppongi weht, lässt dabei seine offenen Haare so verwehen, dass sie kurz sein Gesicht verdecken.

Nikki Haskins: „Hey, kein Grund gleich eingeschnappt zu sein.“

Shinsuke Hondo: „Bin nicht eingeschnappt. Eher enttäuscht, das dich diese Typen doch so sehr beschäftigen.“

Langsam kehrt ein Lächeln auf sein Gesicht zurück und nun liegt es an ihm ihr zwischenmenschliches Schach, ihr kleines Spiel, mit dem nächsten Zug zu bedenken.

Shinsuke Hondo: „Denn das verstehe ich nicht? Du trittst immerhin mit dem einzigen Mann im IPW Roster zusammen an, der unsere Championese schon einmal besiegen konnte. Das sollte dir so viel Zuversicht spenden, das dich diese… diese wie hieß das Wort was ich Deutschland gelernte habe… Lausbubenstreiche völlig egal sein können.“

Die Engländerin legt kurz ihren Kopf schief und versucht den Begriff, den sie so noch nie gehört hat richtig einzuordnen. Mit Verschränkten Armen setzt sie sich auf eine nahegelegene Sitzgelegenheit und schaut dabei auf den Eingang der Bar die Hondo mit ihr angesteuert hat.

Nikki Haskins: „Gene und Pierre sind Weiberhelden. Ich mag so etwas einfach nicht. Was ich aber noch weniger mag ist, wenn man mir erst Honig ums Maul schmiert und dann mich fallen lässt wie eine heiße Kartoffel. Weil er gemerkt hat das ich keine Lust habe auf so einen Schleimbeutel wie ihn, hat er sich an Poppy von Love Wave rangeschmissen. Hey, ich kenne sie kaum. Du weißt wie das ist, man trifft sich Backstage bei den Show und wenn man noch nicht gegeneinander im Ring stand, hat man so lange keine Probleme wenn man wie Profis miteinander umgeht, right?“

Hondo setzt sich neben sie. Sein Blick fällt kurz auf einen Amerikanischen Touristen der ein wenig Müll wegwirft und nicht im Stande ist den öffentlichen Mülleimer zu treffen. Er könnte jetzt den Typen zur Rede stellen. Doch seine Erziehung und sein Geisteshaltung lassen ihn einfach den Müll aufheben und in den Mülleimer werfen. Nikki schaut ihm dabei zu und am Zucken ihrer Mundwinkel könnte der geneigte Beobachter durchaus ein Lächeln ablesen. Auch der Ausdruck ihrer Augen verändert sich kurz.

Shinsuke Hondo: „Du hast Recht. Niemand wird gerne… weggeworfen.“

Er betont dieses Wort langsam und schaut noch einmal auf den Mülleimer. Auch sein Blick hat einen anderen Ausdruck. Und wenn man in seinen Kopf schauen könnte, würde man ein Kopfkino vorfinden, bei dem eine Junge Frau mit Namen Mei, ihn weggeworfen hat.

Nikki Haskins: „Nein. Niemand.“

In der Zwischenzeit hat sich der Schüler des TJW-Dojo wieder gesetzt. Sein Blick ist dabei auf dem Asphalt fixiert.

Nikki Haskins: „Du weißt was es heißt… weggeworfen zu werden. Und ich fühle mich gerade wie ein dummes Kleines Kind.“

Schnell ist sie vor ihm. Hockend. Schaut ihm in die Augen.

Nikki Haskins: „Ich fange langsam an zu verstehen.“

Mit einer schneller Handbewegung fährt sich der Surfer Boy durch die langen Haare, streicht diese zurück. Erwidert ihren Blick. Einen unendlich langen Augenblick schauen beide nur einander an. Manchmal reichen keine Worte. Und manchmal würde nur eines reichen.

Shinsuke Hondo: „Genug davon. Es gibt Dinge gehören in die Vergangenheit und sollten dort auch bleiben. Du willst den Typen eine Abreibung verpassen? Fine. Ich bin bei dir und wir ziehen das durch.“

In seiner Stimme liegt kein Gram, kein Ärger. Während er sich aufrichtet blickt Nikki kurz zu Boden ihre Lippen bewegen sich und wenn man Lippenlesen könnte, würde man ein „verdammt!“ ablesen können. Doch sie spricht es so hauchzart aus, das es der Abendwind von Roppongi davon trägt.

Shinsuke Hondo: „Kommst du? Oder willst du schon nach Hause?“

Er geht weiter in Richtung der Eingangstür der Bar welche die beiden schon vor einigen Minuten betreten wollten. Als Hondo die Tür erreicht stößt er sie auf und geht hinein. Hält diese jedoch so weit offen, das Nikki ihm folgen kann.

Nikki Haskins: „Nachhause? Jetzt wo es gerade erst Nacht wird?“

Ihr Lächeln verändert sich.

Nikki Haskins: „Ich will mehr.“

Mit diesen Worten folgt sie dem Surfer Boy in einen anderen Teil Tokyos. Einen teil wo wir den beiden heute nicht mehr folgen können.

Fade Out.
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#2

Beitragvon Movado » Do 2. Feb 2023, 21:36

Irgendwann in der Nacht nach Carnage Crossover.
Irgendwann vor Weihnachten Zweitausend-zweiundzwanzig.

Schatten tanzen auf der Wand.
Zum Leben erweckt durch das Licht von Kerzen.
Rhythmisch und arrhythmisch zugleich.
Die Silhouette von zwei Menschen könnte man erkennen in dem Spiel aus Licht und Schatten.
Wenn man den da wäre und es sehen könnte.
Die Atmosphäre knistert.
Geladen durch eine Spannung liegt in ihr und sich hektisch in einem uralten Tanz entfaltet.
Es ist stickig.
Die Luft ist durchzogen von Feuchtigkeit.
Geboren aus Feuer und Leidenschaft.
Ein Sturm baut sich auf.
Steigert sich.
Bäumt sich auf.
Entlädt sich.

Dann herrscht Stille.

Und der Abendwind streicht durch die Straßen von Roppongi.
Auch am nächsten Morgen.

„Bereust du es? Bereust du, dass ich … so direkt war?“

„Nein.“

„Was wird morgen sein?“

„Das weiß ich nicht. Aber ich werde bei dir sein.“

Ein Finger streicht über eine nackte Schulter.
Lippen finden zueinander.

„Es wird nicht leicht sein.“

„Nein. Aber du wirst nicht allein sein.“

To be continued ...(?)
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#3

Beitragvon Movado » Di 29. Aug 2023, 18:31

„No. Holds. Barred.“

Die Worte stammen von Nikki Haskins, die in einem Hotelzimmer in Durban einige Tage vor IPW World Wide Nummero Acht sitzt und auf ihrem Notepad herumtippt.

„Es wird nicht sich nicht ändern. Egal, wie oft du das noch aussprechen wirst.“

Das wiederum ist Shinsuke Hondo. Was wenig überraschend ist. Schließlich ist er nicht nur ihr Tag Team Partner, sondern auch ihr Freund. Und da die IPW ein modernes Unternehmen ist, bei dem man sehr darauf achtet, dass nicht nur die Work Life Balance der Angestellten – in diesem Fall also die der Wrestler – passt, sondern sich die IPW auch als freundlich versteht, lässt man die Beiden, seit ihre Beziehung öffentlich ist, auch zusammen reisen. Allerdings darf man den Punkt mit der Familienfreundlichkeit auch noch mal hinterfragen, wenn man bedenkt, dass es derzeit ein weiteres Turnier gibt, bei dem es diesmal auch ein ganzes Stück rustikaler zur Sache gehen kann als bei einem normalen Wrestling Match.

Nikki Haskins: „Es geht mir nicht darum, dass es sich ändert, Shin. Ich habe bisher in einem einzigen Hardcore Match gekämpft und ich habe keine Ahnung wie ich mich darauf vorbereiten soll.“

Frustriert legt sie das Pad zur Seite. Im Schneidersitz hockt sie auf dem Bett und ihr Blick sucht ihren Boy Friend der nur mit einem Handtuch bekleidet aus dem hoteleignen Badezimmer herauskommt. Doch bevor jemand hinter der vierten Wand irgendwelche Action erwartet; vergesst es, ihr seid zu spät. In diesem Moment, dessen Zeuge wir gerade werden, liegt keinerlei erotische Spannung mehr.

Nikki Haskins: „Das Match kann in nahezu jede Richtung gehen. Das ist nicht wie unser Fans Bring The Weapons Match damals in Japan. Das irgendwie noch beherrschbar gewesen ist.“

Ein bisschen kann sie sich dabei das Lächeln nicht verkneifen. Hatte sie doch nach dem Match ihr Herz in die Hand genommen und Shinsuke vor der versammelten Zuschauerschaft, den IPW Verantwortlichen und der halben Titan Japan Wrestling Prominenz einen Kuss auf den Mund gedrückt und so das öffentlich gemacht, was damals nur Dean Rodgers geahnt hatte.

Shinsuke Hondo: „Nun, zumindest kannst du dir sicher sein, dass ich dich zum Ring begleiten werde.“

Auch Hondo kann sich das Lächeln nicht ganz verkneifen. Er hätte niemals die Initiative damals ergriffen. Zu sehr hätte ihn seine anerzogene Höflichkeit, seine Einstellung zum Wrestling selbst, ja, sein ganzes Wertebild daran gehindert, den ersten Schritt zu tun. In stillen Momenten ist er dankbar, dass sie ihm damals diesen Schritt abgenommen hat.

Shinsuke Hondo: „Akuma Shiroi wird sicherlich seine Entourage mit am Ring dabeihaben. Und ich werde mich um diese kümmern, sollten sie eingreifen wollen.“

Man beachte, wie Hondo den Namen von Nikkis kommenden Gegner auf die japanische Art ausspricht. Zuerst den Familien und dann das, was bei den Westlern der Vorname ist. Als er sich neben sie auf das Bett setzt, findet ihr Kopf seine Schulter.

Nikki Haskins: „Ich weiß und das beruhigt mich. Ich fühle einen gewaltigen Druck. Ich stehe im Main Event. Nach dem Tag Team Titel Match. Es geht also nicht nur darum, das Match zu gewinnen. Meine Performance wird das sein, was die Zuschauer, die Fans hier in Südafrika als Letztes sehen werden. Es wird das sein, was sie mit nach Hause nehmen werden.“

Sein Arm findet nun wiederum den Weg um sie herum. Bald ruht seine Hand auf ihrem Oberarm.

Shinsuke Hondo: „Setz dich nicht zu sehr unter Druck. Wenn Kurt nicht das Vertrauen in dich und leider auch in Akuma hätte, würde er dich das nicht tun lassen. Du hast bereits ein Turnier gewonnen…“

Nikki Haskins: „An deiner Seite.“

Schießt es aus ihr heraus.

Shinsuke Hondo: „Das stimmt. Aber selbst bei deinem Debüt warst du schon sehr gut. Die Battle Royal war stark. Nun hast du Nubia Skye, immerhin einer ehemaligen Championese, ein Time Limit Draw bei einer Life Show abgetrotzt. Du hast gegen Hünen, dreimal so schwer als du es selbst bist, gewrestled. Du warst es, die deinen Onkel in Liverpool gepinnt hat. Du BIST so gut und du HAST es verdient.“

Sie lächelt als er das alles aufzählt.

Nikki Haskins: „Du verstehst wie immer mich aufzubauen, wenn ich am Boden bin und an mir zweifele. Aber ich verstehe immer noch nicht warum ich in diesem Turnier stehe und nicht du? Hast du es den nicht auch verdient?“

Der zweifache World Cup und einmalige Lobotomy Blues Memorial Cup Sieger zögert kurz.

Shinsuke Hondo: „Möglicherweise hat dir jemand den Vortritt gelassen.“

Lächelnd schaut er Nikki in die Augen.

Nikki Haskins: „Hold up! Du hast für mich verzichtet?“

Shinsuke Hondo: „Das habe ich so nicht gesagt. Was ich sagen will ist, dass ich verzichtet habe als Kurt Backstage in seinem süddeutschen Akzent laut darüber nachdachte, ob es Sinn ergeben würde, 4 statt 3 Runden für das Turnier zu wählen. Ich erlaubte mir anzumerken, dass ich 3 Runden und 8 Teilnehmer passender fand. Einfach, weil es wie auch bei dem Tag Team Turnier besser zu den Shows und dem Rhythmus passte. Als er irgendwas sprach von Teilnehmerauswahl, sagte ich ihm, dass ich gerne anderen den Vortritt lasse. Ich habe nie gesagt, dass ich speziell für dich darauf verzichte.“

Die Augen der rotblonden Engländerin verengen sich für einen Augenblick.

Nikki Haskins: „Du magst Hardcore Matches auch nicht wirklich… mir fällt gerade auf, dass wir uns nie über das Thema unterhalten haben.“

Kurzes Nicken vom Surfer Boy.

Shinsuke Hondo: „Ich finde, dass diese Art Matches eine Bedeutung haben sollten. Ich scheue diese Matches nicht. Aber Stipulationen müssen Sinn ergeben. Ich wollte damals das es um Alles oder nichts ging als ich Nubia um den Platz im Match um den neuen Titel gefordert habe. Also nahm ich ihren Vorschlag an und setzte meinen Platz in der Battle Royal aufs Spiel. Das trifft für mich auf alles Weitere zu. Wenn ich einen Rivalen hätte, der sich immer eines Stuhles bedienen würde, um mich zu attackieren. Dann ergibt ein Match Sinn, bei dem ein Stuhl eine legale Waffe ist. Gleiches gilt für Kondosticks, Leitern oder was auch immer an Waffen oder Regeln man wählen kann.“

Kurz zögert er.

Shinsuke Hondo: „Ich vertrete die Ansicht, dass man jemanden innerhalb der geltenden Regeln besiegen können sollte. Ansonsten ist es verwässert. Sollte ich zum Beispiel jemals selbst gegen Akuma Shiroi kämpfen sollen, dann will ich in eins gegen eins in einem völlig regulären Match besiegen können. Diese Sonderregeln und Stipulationen sollten etwas Besonderes sein, etwas, was ein endgültiges Ende liefert, wenn alles andere kein Ergebnis bringen sollte. Ein Schlusspunkt.“

Zögerlich, fast schüchtern gibt er Nikki einen Kuss auf die Stirn. Ihre Augen schließen sich dabei und sie atmet tief durch um sich danach zu entspannen.

Shinsuke Hondo: „Daher gibt mir das Turnier nichts. Ich habe keine Angst vor Schmerzen. Wenn es sein muss und Sinn ergibt, steige ich gegen FREAK Sasaki auch wieder in ein Razor Board Alpha Death Match in den Ring…“

Nikki Haskins: „WIEDER!?“

Schockiert schaut die Engländerin auf.

Nikki Haskins: „Ich dachte, die Narbe an deinem Bein ist von einem Surf-Unfall?“

Shinsuke Hondo: „Wenn es etwa gibt, was ich besser kann als wrestlen, dann ist es surfen.“

Nikki Haskins: „Du kannst noch einige andere Dinge ziemlich gut.“

Ein undeutbares Lächeln huscht über beide Gesichter.

Shinsuke Hondo: „Sollte es ein nächstes Mal geben für dieses Turnier, dann werde ich gerne beweisen, dass ich auch diesen Style wrestlen kann. Aber im Moment habe ich mehr Interesse daran, dass du dieses Turnier gewinnst. Vergiss nicht, du bist nicht nur meine Sakura, du hast dich auch in meine Obhut begeben, um auch noch ein bisschen was beim Wrestling zu lernen. Und das ist deine nächste Lektion.“

Sein Arm greift um sie herum und legt sich so über ihren Oberkörper. Sie schmiegt sich an ihn, riecht an seiner frischgeduschten Haut. Atmet tief seinen Duft ein.

Nikki Haskins: „Ich suchte einen neuen Mentor. Und fand so viel mehr.“

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#4

Beitragvon Movado » Do 14. Sep 2023, 19:30

„Wo ist er!?“

Diese Stimme hören wir öfters. Es ist Kathy Strong, die nach dem Ende der Show von ihrem Platz am Kommentatorenpult aufgesprungen ist und sich hastig auf den Weg in den Backstage-Bereich begeben hat. Sie ist außer Atem. Gehetzt. Und eine ungewohnte Anspannung ist ihr ins Gesicht geschrieben.

Kathy Strong: „Er kann doch nicht so schnell verschwunden sein!?“

Vorbei an Boxen voller Equipment, das von der Kamera Crew bereits eifrig hin und her bugsiert wird. Vorbei an Mitgliedern der Road Crew, dem Staff und den lokalen helfenden Händen. Sie bahnt sich ihren Weg vorbei am Catering, passiert die Gorilla-Position, die sonst in den In Ring Bereich führt. Bald hat sie den Teil der Location erreicht, in dem der Medical Staff sich aufhält.

Kathy Strong: „Shin! Nikki! Wo ist er!?“

In einer Ecke sitzt Nikki Haskins auf einer medizinischen Liege und schaut niedergeschlagen zu Boden. Ihr Boy Friend Shinsuke Hondo unterhält sich noch kurz mit dem heutigen Ringarzt bevor er sich Kathy Strong zuwendet.

Shinsuke Hondo: „Kathy… was führt dich hierher? Du lässt dich sonst kaum hier bei uns Wrestlern blicken.“

Kathy Strong: „Als wenn du dir das nicht denken könntest Shin! Was war das dort draußen! Wo zur Hölle kam Chris her? Ihr von Titan Japan habt in den letzten Jahren am Meisten mit ihm zu tun gehabt. Was sollte das? Das ist nicht seine Art, andere hinterrücks niederzuschlagen!“

Viele werden es nicht wissen, aber Chris McFly Junior ist für Kathy Strong etwas wie ein Ersatzvater gewesen. Als sie als Teenager, eigentlich sogar minderjährige aus Deutschland in die USA kam, fand sie in ihm den Mentor, Trainer und den Vater den sie nie hatte. Er war selbst ein Weisenkind wie sie gewesen und nahm sie unter seine schützenden Flügel. Sie lernte das Wrestling Handwerk von ihm. Sie lernte Travis Taylor über ihn kennen und McFly war es auch, der sie einst in der PCWA aus den Fängen von Nicotine & Bacteria befreite. Zu behaupten, dass Kathy eine enge Verbindung zu dem Chicagoer hat, ist also eine absolute Untertreibung.

Shinsuke Hondo: „Ich bin genauso überrascht, wie du es bist. Wir wussten nichts davon. Als ich das letzte Mal in Shinjuku in Dojo gewesen bin, stand nichts in den Traininsgplänen das er irgendwie unterwegs sein würde. Er ist ein erwachsener Mann und kann tun, was er will.“

Nikki reckt sich und beobachtet die beiden, die wild am Diskutieren sind.

Kathy Strong: „Von erwachsen habe ich da aber vor ein paar Minuten nichts gesehen. Das ist so untypisch für ihn. In seiner ganzen Karriere hat er noch nie jemanden so hinterrücks angegriffen...“

Sie bricht ab und ringt nach Worten.

Kathy Strong: „Ich weiß nicht… was ich sagen soll.“

Shinsuke Hondo: „Du bist gerade sehr aufgeladen und...“

In dem Moment ergreift die junge Engländerin das Wort.

Nikki Haskins: „Kathy… wir wissen es wirklich nicht. Und wir haben uns schon darüber unterhalten.“

Ruhe zwischen den Dreien. Das medizinische Personal hatte den Raum schon verlassen und die drei in weißer Voraussicht alleine gelassen.

Nikki Haskins: „Wir sind auch schockiert. Ich habe euch als Kind in England zugejubelt bei FireStar Pro und jetzt sitze ich hier und während ein Held meiner Jugend ein Schatten seiner selbst geworden ist, schlägt der andere unseren Champ hinterrücks nieder.“

Sie steht langsam von der Liege auf. Dehnt sich sie Muskeln. Bewegt ihren Nacken hin und her.

Nikki Haskins: „Und zu allem Überfluss bin ich krachend in der ersten Runde des aktuellen Turniers gescheitert. Ich hatte schon bessere Tage.“

In diesem Moment verfärbt sich das Gesicht von Kathy ein wenig. Ein roter Schimmer macht sich über ihren Wangen breit.

Kathy Strong: „E-Es tut mir leid. Ich wollte das nicht herunterspielen. Eine Niederlage fühlt sich immer wie ein Weltuntergang an. Ich kann mich an dieses Gefühl noch erinnern.“

Während Nikki langsam bei Hondo ankommt, legt dieser seine Arme um Nikki. Beide atmen einen Moment kurz durch.

Nikki Haskins: „Schon gut.“

Klingt es leise und mehr gewispert als gesprochen aus Nikkis Mund. Zwei Sekunden später erklingt das Telefon von Hondo. Ein Signalton verrät das er eine Kurzmitteilung erhalten hat. Mail, Messenger oder was auch immer. Als er es gelesen hat schaut er Nikki ins Gesicht, zeigt ihr den Bildschirm und nickt kurz zufrieden.

Shinsuke Hondo: „Wir haben in Kürze die Gelegenheit, das wieder zu korrigieren.

Das, was Hondo Nikki gezeigt hat, ist die neue Matchcard für die kommende Show. Aya Yamago und Fubuki werden sich in einem Tag Team Match den beiden stellen, dürfen.

Nikki Haskins: „Oh yes my dear! Das werden wir.“

Kathy Strong hat sich indes beruhigt. Wenn man in ihren Kopf sehen könnte, würde man Erinnerungen sehen, in denen Travis Taylor eine große Rolle spielt. Für einen Moment schließt sie die Augen, atmet tief durch und findet wieder in das Hier und Jetzt.

Kathy Strong: „Freut mich ja für euch. Aber ich wüsste immer noch gerne, wo der Coach hin verschwunden ist. Es habe so das ungute Gefühl, dass es mal wieder Zeit wäre für ein tiefes Gespräch, ne Flasche Whiskey und zur Not ein paar Backpfeifen.“

Shinsuke Hondo: „Ihr kennt einen gänzlich anderen McFly als ich ihn kenne.“

Beide Frauen schauen Hondo an.

Shinsuke Hondo: „Nikki kennt ihn aus der Zeit in der FSP. Eine Figur aus dem Fernsehen, wenn man es so will.“

Er schaut ihr dann ins Gesicht.

Shinsuke Hondo: „Du hast mit uns in Japan ein paarmal trainiert. Und du Kathy… du kennst ihn schon sehr lange. Und dann wieder ganz anders. Für mich ist er Tetsujin, der Iron Man. Ein Lehrer, Meister und Orientierungspunkt. Und bei uns muss man sich das Recht erst verdienen, einen Mann wie ihn hinterfragen zu dürfen. Wenn mich nicht alles täuscht, war sein Kontakt zu dir, als er heiratete und sich dann entschied zwischen Kalifornien und Tokyo zu pendeln, schon ein ganzes Stück weniger als zu Chicagoer Zeiten, nicht wahr?“

Lange muss Kathy nicht überlegen.

Kathy Strong: „Ja. Das stimmt. Deshalb hoffte ich ja, Antworten zu bekommen. Als er SCW und das Gym auflöste, zog er sich zurück. Wir dachten damals sogar, er würde ganz aufhören. Sein Physio und die Ärzte hatten gesagt, dass er das Tempo nicht ewig halten könnte.“

Nikki schaut auf und löst sich aus der Umarmung von Hondo.

Nikki Haskins: „Ist das so? Die paar Mal, die ich mit ihm trainiert habe, wirkte das nicht so auf mich, als wäre er körperlich angeschlagen.“

Shinsuke Hondo: „Glaub mir, er war viel bei traditionellen… wie sagt man… Heilern? Heilkundlern? Als er damals zu uns kam, war er noch nicht wieder der, der er heute ist. Was ich damit sagen will ist auch, dass ich glaube, dass er sich sehr verändert hat. Ich will ihn nicht entschuldigen. Aber ich glaube er hat sehr gute Gründe warum er tat, was er tat.“

Die Halbdeutsche verschränkt die Arme vor der Brust.

Kathy Strong: „Shin, ich habe deine besonne Art schon früher geschätzt. Du weißt das. Aber du bist gerade keine große Hilfe. Kannst du denn nicht verstehen das ich Antworten will?“

In diesem Moment öffnet sich die Tür und herrscht für einige Sekunden Totenstille. Drei Augenpaare sind auf die Tür gerichtet in welcher nun der Mann steht um den es sich die ganze Zeit gedreht hat.

Shinsuke Hondo: „Tetsujin! Senpai!“

Kathy Strong: „Chris!“

Nikki Haskins: „Irgendwie fühle ich mich gerade fehl am Platz.“

Bei Nikkis Bemerkung kann sich der Mann den alle unter Swingin‘ Wrestler kennen eine leicht hochgezogene Augenbraue nicht verkneifen. Sekundenbruchteile später jedoch ist sein Gesicht wieder steinern. Seine Augen ruhen nun auf Shisnuke Hondo. Er tritt in den Raum hinein. Kurz nickt er dem Surfer Boy zu.

Shinsuke Hondo: „Hai senpai, ich verstehe.“

Er greift nach Nikkis Hand. Und auch sie begreift. Als McFly den Weg zur Tür freigemacht hat, dauert es nur wenige Schritte seitens der beiden Lobotomy Blues Memorial Cup Sieger und Kathy Strong ist mit dem Chicagoer allein.

Nikki Haskins: „Bye Kathy!“

Kathy Strong: „B-Bye Nikki.“

Langsam zieht Hondo die Tür zu und atmet tief durch. Nikki ergreift derweil das Wort.

Nikki Haskins: „Das ist so ein weirder Abend. Lusor ist wieder da. McFly schlägt Barry nieder. Kathy mischt sich in das Geschehen Back Stage ein. The bloody hell is going on?“

Shinsuke Hondo: „Keine Ahnung. Ich bin selbst sprachlos.“

Nikki Haskins: „Was echt einiges heißen will. Ich wäre jetzt gerne Mäuschen da drin.“

Shisnuke Hondo: „Besser nicht. Vielleicht erfahren wir Dinge, die wir besser nicht wissen sollten...“

Nikki Haskins: „Ja… vielleicht.“

Hondo dreht sich von der Tür weg.

Shinsuke Hondo: „Komm meine Kirschblüte. Wir müssen auch bald los. Und dann suche ich schon mal Material über Fubuki und Yamago Aya zusammen.“

Und so endet dieser Abend in Südafrika.

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Beitragvon Movado » Do 1. Feb 2024, 22:35

Wenige Tage vor Tabula Rasa 3.

Ein altes Sprichwort sagt, das große Ereignisse ihre Schatten voraus werfen. So auch die bald anstehende IPW Show Tabula Rasa Teil Drei, welche den Abschluss der aktuellen Tour durch das Land der aufgehenden Sonne bilden wird. Zwei ältere Herren haben an dieser Tour nur so halb teilgenommen und das aus sie gutem Grund, wie wir heute lernen werden. Doch klären wir erst einmal die Rahmenbedingungen. Wir, die stillen Beobachter dieser Szene sehen die Brawlin‘ Bulldogs in einem japanischem Restaurant. Und sie sind nicht alleine. Bei ihnen ist ihre Nichte Nikki und sie redet auf die beiden ein.

Nikki Haskins: „Ganz ehrlich, ich verstehe euch nicht… Stühle? Warum jetzt auf einmal Stühle? Ihr benutzt doch sonst keine Waffen.“

Vor ihr steht eine Schüssel Ramen. Suppe, würde man als ungebildeter Westler sagen. Nikki hat jedoch nun schon einige Zeit in Japan, speziell Tokio verbracht und verschlingt nicht nur das Ramen mit spielerischer Leichtigkeit durch benutzen des landesüblichen kurzen Löffels und den traditionellen Essstäbchen. Nein, sie hat sich sogar schon die japanisch typische Eigenart angeeignet, beim essen zu schlürfen.

Andrew Haskins IV.: „Ich werde mich nicht an die Manieren hier gewöhnen. Wozu haben wir dir als Kind beigebracht aufrecht zu sitzen und anständig zu essen?“

Dean Rodgers hingegen hat sichtlich Spaß. Er hat sich selbst daran versucht auf der Grillfläche vor ihm das Fleisch zu grillen. Unter den bisweilen misstrauischen und teilweise skeptischen Augen des Personals schlägt sich der New Yorker jedoch recht ordentlich.

Nikki Haskins: „Du weichst meiner Frage aus Uncle Andy.“

Andrew Haskins IV.: „Ich bin wirklich sehr froh, dass wir unseren Aufenthalt hier in Japan so kurz wie möglich halten konnten. Ich mag die Küche nicht. Ich mag diese Lebensweise nicht und ich...“

Nikki Haskins: „UNCLE ANDY!“

Die Schärfe in der Stimme der Liverpoolerin lässt den Altmeister verstummen.

Nikki Haskins: „Nur weil dir hier keiner auf Englisch antwortet, heißt das nicht, dass sie nicht verstehen was du sagst. Also bitte reiß dich zusammen und blamiere mich hier nicht. Shin und ich sind öfters hier und es hat mich eine ganze Weile und Versuche gekostet den Leuten hier zu vermitteln, dass ich keine Baka Gaijin bin. Und jetzt wäre ich dir wirklich dankbar wenn ihr mir endlich antwortet.“

Da schien kurz das Nordenglische Temperament durch, das nahe an Sturheit grenzt. In diesem Moment kaut Rodgers zu ende und lässt genüsslich ein wenig Spannung aus dem Körper weichen als er sich zurücklehnt. Dann ergreift er das Wort.

Dean Rodgers: „Du willst eine Antwort? Fine. Diese beiden Vollpfosten können sich ihre Wiedervereinigung und ihre wiedergewonnene Harmoniere in den Allerwertesten schieben! Wenn Ronin und Bjorn Kjempe meinen einen Pfad der Wiedergutmachung bestreiten zu wollen sind sie bei uns falsch. Die beiden haben eine Lektion verdient und deshalb haben wir zu Meinungsverstärkern gegriffen. Was bilden die sich ein? Buhu, wir haben uns ausgeheult und mal kurz die Seele massiert und weil wir ja ganz, ganz tolle Burschen sind, nehmen wir uns jetzt die Typen vor, denen wir das Turnier aus zu verdanken haben. Ganz toll! Aber ich sage dir eines Sunshine, da spielen wir nicht mit!“

Sprach er, verschränkte die Arme vor der Brust.

Andrew Haskins IV.: „Also gut, dann sage ich auch noch was dazu. Mir stinkt es gewaltig, was jetzt ausgerechnet von diesem Riesenbaby kommt! Er hätte seinen eignen Weg gehen sollen. Ronin ist mental nicht für das Business gemacht. Er mag ein guter Techniker sein. Vielleicht ist er sogar besser auf der Matte als wir, aber er scheitert an seinen eigenen Barrikaden im Kopf. Ein fragiles Ego. Ein zum zerreißen angespanntes Nervenkostüm und bei der nächstbesten Gelegenheit wird er das versoffene Stofftier genannt Bjorn wieder im Stich lassen weil in seine eigener Hirnkasten davon abhalten wird die richtigen Entscheidungen zu treffen.“

Während sich ihre beiden früheren Trainer in Rage geredet haben hat sich Nikki kurz mit einigen wenigen japanischen Floskeln mit dem Kellner unterhalten und sich einen Nachtisch bestellt.

Nikki Haskins: „Okay. Verstanden. Ich seid von Kjempe enttäuscht und so wie ihr beiden redet hat euch das ja schon fast mehr zugesetzt als meine Entscheidung damals hier im TJW Dojo mit einzusteigen.“

Der Kellner bringt ihr ein paar Spieße auf denen kandierte Früchte zu erkennen sind. Offensichtlich ist heute Cheat Day.

Andrew Haskins IV.: „Du hast mit uns wenigsten geredet und uns nach dem Turnier Finale in Liverpool erklärt was, warum und wieso. Wir sind natürlich enttäuscht. Ich würde dich lieber in Liverpool im Dog House sehen. Außer dem könnten wir dann mal wieder an die Anfield Road. Die Chance das der LFC die Premiership gewinnt stehen gut.“

Nikki Haskins: „Und wer weiß wie es nächste Season mit einem neuen Teammanager wird.“

Andrew Haskins IV.: „Du sagst es!“

Der New Yorker schüttelt nur den Kopf bevor er sich wieder einklinkt in das Gespräch.

Dean Rodgers: „All die Jahre in England und ich verstehe eure Begeisterung für Soccer immer noch nicht!“

Nikki und Andrew Haskins IV.:FOOTBALL!

Dean Rodgers: „Nein, das wird am elften Februar in Vegas gespielt!“

Wenn das rollen von Augen ein Geräusch verursachen würde – und manche behaupten bis heute das man das bei Ed Steele hören konnte – dann würde man nun zwei Mal dieses Geräusch von Nikki und ihrem Onkel vernehmen können.

Andrew Haskins IV.: „Wir weichen ab. Du hast uns das erklärt. Du baust hier unter den Augen eines World Champs und einiger Männer von denen ich nicht so viel halte wie CMJ, eine neue Frauensparte auf. Wer wären wir gewesen dir das zu verwehren? Außerdem verlasse ich mich auf dein Wort, du hast uns vor einem verdammt großen Publikum versprochen das du zurück kommen wirst!“

Der erste Spieß mit Mochi hat sich bereits in Luft aufgelöst.

Nikki Haskins: „Und das werde ich irgendwann auch tun. Aber zurück zu Kjempe, für mich klingt das so, als seid ihr beiden tief beleidigt, dass er nicht auf euch gehört hat und euren Rat in den Wind geschlagen hat, ist es nicht?“

Der zweite Spieß hat auch nur noch wenige Sekunden seiner Existenz übrig.

Dean Rodgers: „Das trifft es sehr genau. Ich meine, wir haben zusammen getrunken und Spaß gehabt und wir dachten wirklich, dass der Typ in Ordnung ist. Wir haben ihm unseren Rat gegeben. Und wohlgemerkt Nikki, er kam zu uns! Er hat sich an uns gewannt! Aber im Moment wirkt das so als wäre er ein treudoofer Hund.“

Andrew Haskins IV: „Oder ein Süchtiger, der zu seinem Dealer zurückkehrt.“

Bei der letzten Bemerkung wandert die Augenbraue der jungen Engländerin nach oben. Bevor sie etwas sagen kann, öffnet sich jedoch die Tür zum Restaurant und die Sonne geht sprichwörtlich im Gesicht von Nikki auf.

„Hallo meine Sakura.“

Die Stimme gehört zu Shinsuke Hondo, der seine Freundin schon mehr als einmal als Kirschblüte bezeichnet hat. Nikki steht kurz auf und umarmt ihn. Sie küssen sich nicht. Ob das nur daran liegt das Nikkis Familie hier ist oder auch daran das man in der japanischen Öffentlichkeit sich etwas mehr zurückhält, bleibt für heute ein Geheimnis. Doch Hondo ist nicht alleine. Im Schlepptau hat er nicht nur eine der jüngsten im Dojo, Yuki, sondern auch jemand, denn man nun nicht unbedingt hier erwartet hätte. Der amtierende IPW World Champion Chris McFly Jr. betritt als letzter das Restaurant und gesellt sich zu der kleinen Sitzgruppe. Dabei schüttelt er natürlich auch freundschaftlich die Hände der beiden Bulldogen.

CMJ: „Andrew, Dean, schön euch nach all der Zeit wieder zu sehen, es sind ein paar Jahre seit Berlin vergangen.“

Andrew Haskins IV: „Das stimmt. Wer hätte gedacht das man sich ausgerechnet an so einem Ort wieder trifft.“

Auf Japanisch bestellt Hondo hingegen schon mal ein paar Getränke. Yuki verpackt derweil ihren großen Kopfhörer aus dem vor wenigen Augenblicken noch laute Musik zu hören war.

Dean Rodgers: „Genug jetzt von Ronin und Kjempe. Ich will nicht mehr darüber reden. Wir werden denen eine Abreibung verpassen die es in sich haben wird. Wir haben sich schon einmal besiegt und wir werden es wieder tun.“

In diesem Moment hebt der Chicagoer die Hand und deutet an sprechen zu wollen.

CMJ: „Das Angebot steht noch. Wenn ich bei uns ein paar Einheiten machen wollt, steht euch das TJW Dojo offen.“

Umgehend erfolgt eine heftige Reaktion von Haskins dem Älteren.

Andrew Haskins IV.: „AUF GAR KEINEN FALL!“

Nikki Haskins: „Irgend wann musst du mir erklären was in der so schlimm an dem Dojo ist.“

Andrew Haskins IV.: „Nicht was. Wer.“

Mit einem kurzen Nicken deutet McFly Verständnis an.

CMJ: „Ich sprach mit Sensei Mizuno. Ihr seid euch früher schon mal… über den Weg gelaufen.“

Andrew Haskins IV.: „Ich möchte nicht darüber sprechen!“

CMJ: „Verstehe.“

Dean Rodgers: „Reden wir lieber euer Match Nikki, was zur Hölle stimmt mit diesen beiden riesigen Crybabies nicht? Sie werfen euch vor, das ihr rumjammert?“

Schulterzucken von der jüngeren Haskins. Yuki schaut nur ständig hin und her. Man kann als neutraler Beobachter nicht abschätzen ob sie schon genug englisch versteht um hier allem folgen zu können.

Nikki Haskins: „Ganz im Ernst, für mich klingt das was die beiden loslassen in etwa genau so wie das was ihr bei den Drachen versteht. Wuäh wuäh alle sind böse, wir wollen den Titel und weil wir viel viel besser als alle anderen sind besiegen wir jetzt die Lobotomy Blues Cup Gewinner und holen uns die Tag Team Titel. Um es mal kurz zu machen.“

In der Zwischenzeit hat sich Shinsuke Hondo zu der Gruppe gesetzt.

Shinsuke Hondo: „Irgendwie scheint es bei all diesen Matches irgendwo nur um Wiedergutmachung zu gehen. Keiner hat ein wirklich sportliches Ziel außer dir Al.“

Wenn man unter sich ist, spricht Hondo McFly auch mit der Kurzform seines richtigen Vornamens an. Al als Kürzel von Alphonse. Was ein Zeichen dafür ist, das sich die beiden außer halb des Dojo verstehen. Keine Ehrbezeichnung wie „Sama“ oder gar „Sensei“.

CMJ: „Ja, scheint so. Wobei ich wirklich gespannt bin was mich da erwartet. Ich nehme jeden Gegner ernst. Daku Taiga hat von Angesicht zu Angesicht endlich das Feuer gezeigt, das ich vermisst habe. Sie wird eine gute und würdige Gegnerin sein. Ich freue ich auch dieses Match. Sag Shinsuke, konntest du das mit dem Bildmaterial klären?“

Shinsuke Hondo: „Hai! Die nötigen Dinge sind erledigt. Du kannst die beiden Videos von Ninja TV also in aller Ruhe an die IPW senden. Es wird keine Probleme geben.“

In diesem Moment hört man Yuki schwer atmen und sieht wie sich die zierliche Japanerin etwas hängen lässt.

Nikki Haskins: „Alles okay?“

Ein bisschen wirkt es so als würde sie schmollen.

Yuki Yotsuba: „Watashi… ich… kein Spiel. Ihr alle beim Turnier und Spiele. Ich nicht. Ich will auch im Ring stehen.“

CMJ: „Ach Yuki. Du hast noch deine ganze Karriere vor dir.“

Ausgerechnet Andrew Haskins, der ja aus seiner Abneigung gegen Japan keine Geheinisse macht, ist es der sich an den kleinen Wirbelwind wendet.

Andrew Haskins IV.: „Du bist ein talentiertes Mädchen. Du bist noch jung und unerfahren, aber du hast alles was du brauchst um weit zu kommen. Ich weiß, das Geduld etwas ist, was man nicht lernen kann. Aber hey, Dean und ich haben mehr Jahre gebraucht als du Lebensjahre alt bist um dahin zu kommen wo wir sein wollten. Du hast ein tolles Team um dich herum. Deine Zeit wird kommen. Da bin ich sicher.“

In diesem Moment, reibt sich Nikki kurz an ihrem Auge, ob sie etwas darin hat oder sich kurz einen kleinen Gefühlsausbruch nicht verkneifen konnte, werden wir nie erfahren. Denn in diesem Moment hebt Shinsuke Hondo sein Getränk an und fordert alle auf es ihm gleich zu tun.

Shinsuke Hondo: „Kampai!“

CMJ: „Kampai!“

Auch Nikki und Yuki stoßen an.

Nikki Haskins: „Kampai!“

Yuki Yutsuba: „Kampai!“

Auch Dean Rodgers hebt das Getränk an.

Dean Rodgers: „Cheers!“

Einen Moment zögert Haskins der Ältere. Dann hebt auch er sein Bier an. Und auch er stimmt ein. Aber so, dass in Nikkis Augen wir ein Stück Verwunderung durchbricht.

Andrew Haskins IV.: „Kanpai.“

Und der Abendwind streicht durch die Straßen von Roppongi.
Fade Out.
IPW Executive Producer & Freelance FW Consultant

Ed Steele Fan #1 since 2008 || Back in part-time action || R.I.P. Second City Wrestling

Aktuelle Veröffentlichungen und Beiträge als Autor:
Die Klinge von Umao Mo (zusammen mit Jörg Kleudgen)
Insomnie (Novelle)
Yoggoth - Ein Reiseführer (Themenantologie / Beitrag: Der zeitlose Wanderer)


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