[Off-Cam] - A call from home

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[Off-Cam] - A call from home

#1

Beitragvon Limoon » Mi 8. Jun 2022, 19:59

In einem kleinen und gemütlichen Hotelzimmer in Asuncion, Paraguay, sind diesmal weit und breit keine Kameras zu sehen. Zu schade eigentlich, denn es bietet sich ein ungewöhnlicher Anblick. Für die Bewohnerin des Hotelzimmers scheint es aber gerade recht zu kommen, ungestört und alleine zu sein.

Nubia Skye sitzt im Schneidersitz auf dem Bett ihres Hotelzimmers. Ihr silbernes Haar ist zu einem kleinen Zopf zusammen gebunden, sie trägt ein weit geschnittenes, weißes T-Shirt und eine Hotpants aus Baumwolle. Passend zum „Schlabberlook“ ist Nubia ebenso ungeschminkt. Wenn sie so jemand sehen könnte, dürften sie schockiert sein. Nicht, weil sie ohne Schminke wie ein abscheuliches Monster aussehen würde. Vielmehr, weil sie auch ohne jegliche kosmetische Zierde eine schöne Frau ist. Man muss schließlich bedenken: Make up dient nicht immer nur dazu, Hässliches zu verbergen und etwas schön zu machen. Mit Schminke kann man auch das bereits vorhandene Schöne verzieren und noch schöner machen.

Für weitere Überraschung dürfte sorgen, dass sie nicht gerade etwa ihr Spiegelbild anhimmelt oder an ihrem Smartphone wieder einen biestigen Tweet schreibt. Vielmehr liest sie gerade in einem Buch und und auch nicht etwa in einer Schundlektüre. „Charged: The New Movement to Transform American Prosecution and End Mass Incarceration“ lautet der Titel des Lesewerks – meine Güte, Autoren von Fachliteratur bekommen offensichtlich eine Bonuszahlung für lange Titel. Auch wenn eine goldene Zukunft vor ihr liegt, sie scheint trotzdem ihre eigenen Interessen und ihre Ausbildung nicht verkümmern lassen zu wollen.

Auf dem Bett neben Nubia liegt ein Tablet, derzeit ungebraucht, denn der Bildschirm ist schwarz. Das Buch wird aufgeschlagen zur Seite gelegt, als Nubia sich erhebt, um die Klimaanlage des Zimmers etwas kühler zu drehen. Schließlich sind wir hier in Paraguay und damit fernab von nördlichen, winterlichen Temperaturen.

Wieder sitzend auf dem Bett angekommen leuchtet der Bildschirm von Nubias Tablet auf, gepaart mit einem Klingelton. Irritiert schaut die dunkle Frau rechts an sich herunter, hatte sie schließlich nicht mit einem Anruf über FaceTime gerechnet. Wären diese Momente für die Öffentlichkeit gefilmt worden, hätte man Freude im Gesicht von Nubia einfangen können, als sie das Tablet in die Hand nimmt und den Anruf annimmt.

Nubia: „Hey Mom, wie geht’s dir?“

Einen fröhlichen Ton wie diesen hört man, wenn die Kameras laufen, wohl eher selten von Nubia. Aber wenn gefilmt wird sieht man sie auch eher weniger ungeschminkt in einem „Schlabberlook“.

Auf der anderen Seite des Bildschirmes schaut eine Frau in die Kamera, welche optisch eher Nubias Schwester als ihre Mutter sein könnte. Nur die Tatsache, dass ihre Tochter jenseits der zwanzig ist sollten Indiz dafür sein, dass die Mutter jenseits der vierzig sein müsste. Ähnlich wie Nubia ist auch ihre Mutter ungeschminkt. Anstatt sichtbarer Haare trägt sie einen Beauty-Turban mit einem blumigen Muster, aber unter Familie interessiert man sich ja nicht wirklich für Äußerlichkeiten. Die offenkundigste optische Ähnlichkeit, welche Mutter und Tochter haben, ist der Kontrast zwischen dunkler Haut und strahlenden, hellblauen Augen.

Nubias Mom: „Hey Baby, ooohhh, es ist so schön, dich zu sehen. Da geht’s mir gleich doppelt und dreifach besser. Wie geht’s dir, hun?“

Nubia: „Die Temperaturen hier, Mom. Ich freue mich echt darüber, dass die Tour in Südamerika weiter geht. Das Klima ist wunderbar.“

Nubias Mutter schmunzelt mit einem Nicken vor sich her, als aus dem Hintergrund die Stimme eines älteren Mannes ertönt:

„Sela! Hast du unsere Kämpferin dran!?“

Nubia weitet kurz ihre Augen, ehe sie ein Lachen unterdrücken muss.

Nubia: „Gut zu wissen, dass Dad’s Gehör nach wie vor super intakt ist.“

Sela, Nubias Mutter, nickt einige Male in die Kamera.

Sela: „Wir waren erst gestern beim Arzt, bei ihm ist alles super. Ja Mobo, ich habe eine Audienz bei ihrer königlichen Hoheit!“

Aus dem Hintergrund kommt ein hochgewachsener Mann, dem man das Alter – im Gegensatz zu seiner Ehegattin – deutlich ansehen kann mit breiten Schultern angerauscht. Seine Haare sind raspelkurz geschnitten, er ist glatt rasiert. Einzig und allein die quietschgelbe Kochschürze, welche er sich umgebunden hat, stört etwas das Bild des harten Familienoberhaupts. Er beugt sich hinter seiner Frau in die Kamera herunter und winkt ein paar Mal, woraufhin Nubia mit einem Schmunzeln zurückwinkt.

Mobo: „Hey eure Hoheit, na? Schon gefrühstückt?“

Nubia: „Noch nicht, Dad, aber ihr offensichtlich auch noch nicht. Du kochst doch nicht etwa, oder?“

Überspitzt gespielt zieht der Mann seine Augenbrauen zusammen und formt einen Schmollmund.

Mobo: „Was soll das denn heißen? Kann ich etwa ni-…“

Weiter kommt er gar nicht. Vorher wendet Sela ihren Oberkörper herum und blickt an ihrem Mann vorbei in die Richtung, aus welcher er kam. Sachte tätschelt sie die Wange von Mobo.

Sela: „Hör mal, Chef, ich will ja nichts sagen, aber ich rieche verbranntes Ei.“

Geschockt weiten sich die Augen des Mannes.

Mobo: „Oh shit! Lieb‘ dich, Schätzchen, aber ich muss das Essen retten!“

Da rauscht Nubias Vater so schnell wieder ab, wie er ins Bild gestürmt war. Mit einem Kopfschütteln dreht sich Nubias Mutter wieder in Richtung der Kamera.

Sela: „Zum Glück haben wir eine gute Brandversicherung.“

Nubia: „Ist ihm plötzlich langweilig oder warum fängt er an zu kochen?“

Langgezogen seufzt Nubias Mutter auf, ehe sie antwortet.

Sela: „Du weißt ja, Männer werden ab einem gewissen Alter komisch. Aber sag‘ mir, Honey: Daddy, Abeo und Obasi haben bislang keine Show verpasst und ich hätte nicht erwartet, dass ich bei Wrestling so mitfiebern würde wie die Jungs. War… die Pizza echt?“

Zeige- und Mittelfinger drückt Nubia oberhalb ihres Nasenbeins auf die Stirn, zwischen den Augenbrauen, während sie antwortet.

Nubia: „Reden wir nicht darüber, Mom. Das Gear kann ich wegschmeißen. Die Fettflecken kriege ich nie wieder raus aber ja, die Pizza war echt und ja, ein Großteil davon wurde noch gegessen und JA, er heißt WIRKLICH Dick Cockerton.“

Sela kommt nicht darum herum, einmal laut aufzulachen. Während es bei Nubia – zumindest in den bisher bekannten Situationen, in welchen sie gelacht hat – eher finster klingt, lacht Nubias Mutter aus vollem, freudigem Herzen. Spielerisch abwehrend hebt sie ihre Hände.

Sela: „Pardon me, your majesty. Aber es ist ja nicht deine einzige Kleidung für den Ring. Bist du bereit, deine nächsten Gegner dem chaotischen Set zum Fraß vorzuwerfen, von Anubis ausnehmen zu lassen und Osiris im Totenreich persönlich vorzustellen, auf dass du mit dem Championship auf dem goldenen Thron deiner eigenen Pyramide Hof hältst!?“

Voller Inbrunst blickt Sela in die Kamera, gebannt auf die Antwort Nubia wartend. Letztere blickt irritiert in die Kamera und hebt verwirrt eine Augenbraue. Fast schon zögerlich antwortet die junge Frau.

Nubia: „Mom… du bist eine gläubige Christin. Warum zum Henker redest du wie eine Hohepriesterin am Hof von Nofretete, die gerade ein Opferritual einleiten möchte?“

Sela: „Was denn? Ich fiebere doch nur mit dir mit, ganz im Stile der Goddess Nubia Skye. Ich kam noch nie dazu, es dir so ausdrücklich zu sagen, aber ich liebe diese Persona. Oma hätte es auch geliebt. Du weißt ja, sie hatte einen Hang zu diesen altertümlichen, mythischen und spirituellen Geschichten. Es ist wirklich toll, dass du deine Wurzeln auf diese Weise ehrst.“

Lächelnd blickt Nubia einige Momente nach unten, ehe sie wieder in die Kamera ihres Tablets schaut. Knapp zwinkert sie ihrer Mutter zu.

Nubia: „Danke Mom. Ich hoffe aber, ich präsentiere das nicht ZU überzeugend. Schließlich ist es ja nur, wie du sagtest, eine Persona.“

Sachte winkt Sela ab, ehe sie antwortet.

Sela: „Ich bin nicht blöd, Schätzchen. Ich weiß: Du bist und bleibst mein Mädchen, auch wenn die kleine süße Ebonee, die gefühlt erst gestern das Studium abgeschlossen hat, jetzt die große, gefährliche Goddess Nubia Skye ist. Ach übrigens Nub- äh Ebonee…“

Nahezu verurteilend schaut Nubia ob der Namensverwechslung in die Kamera. Gerade wollte sie schon ihren Mund öffnen, als ihre Mutter ihr dazwischen grätscht.

Sela: „Ich mach‘ nur Spaß Baby und versuch‘ hier gar nicht erst, die Bad Bitch zu machen. Du weißt, von wem du dein Attitude hast – nicht von Daddy, also Vorsicht.“

Mit weit aufgerissenen Augen und einem Schmunzeln antwortet Nubia ihrer Mutter.

Nubia: „Vielleicht sollte ich mich doch lieber zur Königin degradieren und dich zur Goddess machen, Mom.“

Sela: „Jetzt lass‘ mich doch endlich mal erzählen, Honey. Also, deine Brüder haben ja auch angefangen, für’s Wrestling zu trainieren. Drei Mal darfst du raten…“

Ohne auf das Ende des Satzes zu warten fährt Nubia ihrer Mutter in die Parade.

Nubia: „Oh shit, haben sie ein Try-Out mit einer Promotion? Bitte nicht mit IPW, ich bin absolut noch nicht bereit dafür, die beiden wieder dauerhaft ertragen zu müssen.“

Sela winkt ein paarmal heftig ab, ehe sie weiterspricht.

Sela: „Ach was, nein! So weit sind sie noch alle Male nicht, aber sie haben sich schon ein paar Gedanken gemacht, wo die Reise für sie später hin gehen soll. Die beiden wollen wohl ein Team machen, weil sie ja schon Brüder sind und gemeinsam den Weg gehen. Du hattest ja einen Vorsprung hingelegt. Namen, Aktionen und so weiter, sie haben sich schon alles überlegt und sie sind wirklich gut! Naja, soweit ich das jedenfalls beurteilen kann.“

Nubia macht sich fast schon Mühe, ihre rollenden Augen zu verbergen, ehe sie mit etwas zusammengekniffenen Augen spricht.

Nubia: „Lass mich raten… Beavis und Butthead 2.0.“

Nun hat Nubia hiermit aber wohl das Feuer in ihrer Mutter entzündet. Wenn Sela eines ist, ist es eine stolze Mutter, nicht nur von Nubia sondern auch von ihren Brüdern. Eine Frau mit einem goldenen Herzen, aber auch mit einer messerscharfen Zunge. Zumindest dem Ausdruck ihrer Augen nach würde Sela gerade wohl am liebsten Laserstrahlen durch die Kamera ihrer Tochter entgegen senden.

Sela: „Ebonee, nein, warte doch erstmal: Sie finden Nubia total toll und können ja nur schwer verbergen, dass sie deine Brüder sind. Sobald sie auch richtig aktiv im Ring sind und FALLS sie IRGENDWANN einmal ihren Weg zur IPW einschlagen und du bist noch da, wollen sie sich ein bisschen in dein Universum einklinken: Amun und Montu, die Skye Liners! Na, wie klingt das? Dafür haben die beiden eine ganze Nacht durchgemacht.“

Nubia: „Uhm…“

Sela: „Sag‘ nichts, ich weiß, dass das eine richtig gute Idee ist. Jetzt müssen sie nur noch ordentlich ranklotzen beim Training und dann werden sie es sehr weit bringen. Nicht so gut wie ihre große Schwester natürlich, aber ich trete den beiden ordentlich in den Arsch, damit sie sich auch wirklich anstrengen. Schließlich gehen die Ersparnisse der beiden mit dem Training drauf, dann sollen sie davon wenigstens auch etwas haben.“

Nubia: „Ich glaube, die Zeit wird es zeigen, Mom. Die beiden haben doch gerade erst angefangen, sie sollten nichts überstürzen. Und abgesehen davon… ist das alles hier viel anstrengender, als die beiden sich vielleicht denken mögen. Ich weiß nicht, ob die beiden dafür bereit sind.“

Sela schrägt ihren Kopf mit einem Schmunzeln an.

Sela: „Sweetheart, wann bist du zur Mutter mutiert? Lass‘ das mal meine Sorge sein, außerdem sind die beiden keine kleinen Jungs mehr, auch wenn sie sich manchmal noch so aufführen. Oh… ich glaube, dein Vater könnte nun wirklich Hilfe gebrauchen, damit er hier die Bude nicht wirklich abbrennt.“

Tatsächlich kann Nubia am oberen Rand ihres Bildschirms Anzeichen einer kleinen Rauchschwade erkennen, welche allerdings nicht allzu tragisch erscheint.

Nubia: „Halte ihn lieber von der Küche fern, Mom.“

Sela: „Wir telefonieren bald wieder, Baby, aber Mom muss jetzt erstmal ihren Mann retten! Ich liebe dich, byeeee.“

Nubia: „Mom, tel-….“

Zack, da war die Verbindung auch schon weg. Sachte schüttelt sie ihren Kopf. So modern ihre Mutter im Kopf auch sein mag, facetimen als „telefonieren“ bezeichnen ist etwas, was die ältere Generation wohl nie wirklich verstehen wird. Schmunzelnd legt sie das Tablet zur Seite und schnappt sich wieder ihre Lektüre.

Der Gedanke daran, dass ihre Brüder den gleichen Pfad beschreiten wollen wie sie selbst, wird Nubia wohl hin und wieder einen kalten Schauer über den Rücken jagen. Zumindest jetzt tut er das.

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#2

Beitragvon Limoon » So 3. Jul 2022, 18:04

Nach dem für sie erfolgreichen Ausgang von Latin Vibes ist Ebonee – den IPW-Fans eher als Nubia Skye bekannt – wieder in die Vereinigten Staaten gereist, um endlich mal wieder ein paar Nächte im eigenen Bett zu verbringen. Wohl wird sie auch Melina vor der nächsten Show, Middle of Nowhere, nochmal einen Besuch abstatten, bevor sie nach Uruguay zur nächsten Show der IPW reist.

In einer kurzen, grauen Jogginghose und einem schwarzen Sport-BH sitzt sie barfuß auf ihrer Couch. Bislang hat sie mehr oder weniger flüchtig die Social Media Kanäle durchgewischt, während im Hintergrund der TV leise vor sich hin läuft.

Ihr Wohnzimmer ist nicht das größte der Welt, schließlich wohnt sie recht zentral in New Orleans. Die wenige Fläche, welche sie jedoch zur Verfügung hat, steht jedoch voll mit Möbeln und Deko-Artikeln, ganz treu dem Stil New Orleans‘ – und ihrem ganz eigenen.

Plötzlich hält sie inne. Sie starrt gebannt auf den Bildschirm ihres Smartphones, als sie einen bestimmten Tweet entdeckt. Eher beiläufig schnappt sie sich die Fernbedienung, um den an der Wand hängenden Flatscreen stummzuschalten.

Ob Barry Wilson oder Lara Lee genauso überrascht waren, als sie den Tweet entdeckt haben? Jedenfalls macht Ebonee dem in ihr aufkeimenden Ärger Luft:

„Dieses gottlose Miststück.“

Ebonee erhebt sich von ihrer hellblauen, kuschligen Couch mit den cremefarbenen und weißen Kissen als Akzenten, geht um den diamantenförmigen, gläsernen Couchtisch herum und stellt sich an die Tür, welche zu ihrem Balkon herausführt. Sie blickt durch ihr Wohnzimmer – das Smartphone in ihrer Linken fast schon vor Wut zerquetschend – und scheint ihre Gedanken sammeln zu wollen.

Sollte sie hierauf ebenso mit einem Tweet reagieren? Ihre Gefühle ein weiteres Mal in die kleine Bildschirmtastatur tippen? Oder soll sie Drohung Angelinas einfach ignorieren? Die Statuette der Sphynx-Katze aus Ton auf ihrem kleinen Beistellschrank aus hellem Holz oder die daneben stehende Monstera-Pflanze werden ihr hierzu gewiss keine Antwort geben.

Die Drohung an sich ist nicht das Schlimme. Vielmehr die Tatsache, dass sie der Geschichte von Melina über ihre Schwester Glauben schenkt, scheint Ebonee zu verunsichern. Die Augen wandern zum kleinen Familienfoto, welches auf dem kleinen Beistelltisch vor der Lampe zwischen Couch und dazu farblich passendem Sessel steht. Der barfüßige Gang Ebonees führt sie dorthin, das Smartphone derweil auf dem Sessel ablegend. Sie nimmt das Bild in die Hand, schwelgend in Gedanken.

Das Bild ist vor einigen Jahren entstanden, als Obasi – der Jüngste der drei Abara-Kinder - seinen Abschluss gemacht hat. Auch wenn ihn und Abeo zwei Jahre voneinander trennen, könnten sie glatt Zwillinge sein. Dieselben Augen, dieselbe Nase, dasselbe charmante Lächeln. „Das haben sie von Dad.“ scheint Ebonee sich zu denken, während sie selbst eher Ähnlichkeit mit ihrer Mutter aufweist. Ihre Eltern sitzen lächelnd auf einem kuscheligen Zweisitzersofa, während die Kinder dahinter stehen – mit Ebonee in der Mitte, Abeo zu ihrer Rechten und Obasi zu ihrer Linken.

Der Klingelton ihres Smartphones reißt Ebonee aus ihren Gedanken, wobei sie kurz zusammenzuckt. Nein, sie lässt es nicht zu, dass diese offensichtlich gestörte Frau ihren Geist in Furcht und Schrecken versetzt. Den Gedanken schüttelt sie schnell ab, stellt das Bild wieder auf seinen designierten Platz zurück, ehe sie sich ihr Smartphone vom Sessel schnappt. Sie beantwortet den Anruf:

Ebonee: „Hey Obasi.“

Am anderen Ende meldet sich die tiefe, seidige Stimme ihres jüngsten Bruders, welcher in fröhlichem Ton antwortet.

Obasi: „Hey Bonnie, was geeeeeht! Hab‘ gehört, du bist wieder zuhause angekommen. Und, hast du’s unter dem ganzen Staub wiedererkannt?“

Eines muss sie ihrem Bruder lassen. Er schafft es allein durch seine einnehmende, spaßige Art, Ebonees Gedanken wieder in eine positivere Richtung zu bringen. Sachte schüttelt die Silberhaarige ihr Haupt.

Ebonee: „Der Staub war nicht das Problem. Vielmehr der leere Kühlschrank, weil ich natürlich nicht daran gedacht habe, einzukaufen. Und wie geht’s dir? Was macht das Training mit Abeo?“

Während sie spricht, geht sie langsamen Schrittes wieder in Richtung ihres Balkons, um aus dem Fenster zu schauen. Am anderen Ende legt selbstverständlich Obasi wieder los.

Obasi: „Alles richtig nice! Die letzten paar Stunden haben wir Highflying-Moves gemacht, übelst krass. Das ist voll mein Ding! Abeos nicht so, du weißt ja, er und Höhe… is‘ nich‘ so. Aber ich würde am liebsten nur von den Seilen runterspringen. Kannst du das auch?“

Ebonee: „Könnte ich, aber bisher war es noch nicht nötig, da ich meine Matches auch ohne gewinnen konnte, Kurzer.“

Da kommt die innere Nubia zum Vorschein, welches sowohl Ebonee als auch Obasi – scheinbar – ein Schmunzeln auf die Lippen ruft.

Obasi: „Schon klar, Goddess, schon klar. Verpulver‘ dein Gehabe aber nich‘ an deinen Bruder, heb’s dir lieber für die Shows auf. Wir wetten übrigens bereits auf das Match mit dem Championship und, ich will ja für keinen Stress sorgen, aber es haben nicht alle von uns auf dich gesetzt.“

Die Wahrheit? Oder doch nur eine kleine Spitze ihres Bruders, um Ebonee auf die Palme zu bringen, wie es bei Neckereien unter Geschwistern eben so ist?

Ebonee: „Na dann: Tut mir jetzt schon mal leid, dich um ein paar Dollar gebracht zu haben, Obasi. Für das nächste Mal weißt du es ja besser.“

Am anderen Ende der Leitung ist ein lautes Auflachen zu vernehmen.

Obasi: „Ich war’s zwar nicht, aber gut gekontert, Bonnie. Aber, mal ein bisschen Spaß beiseite… Hast du die letzte Zeit zufällig mal auf Twitter geschaut?“

Der Ton in der Stimme ihres Bruders erhält eine ernsthaftere Note als zuvor, als er Ebonee diese Frage stellt. Wohl war sie nicht die einzige, die Angelinas Tweet entdeckt hat. Leise seufzt die Silberhaarige, ehe sie antwortet.

Ebonee: „Ja. Du ja scheinbar auch, was?“

Obasi: „Diese Angelina ist ja in den Shows echt krass drauf, aber das auf Twitter war schon etwas extrem, oder?“

Ebonee umklammert ihr Smartphone etwas fester, ehe sie doch recht ruhig antwortet.

Ebonee: „Ja, das ist wohl Angelina. Sie definiert extrem ganz neu.“

Sie dreht sich von der Balkontür weg und blickt wieder durch ihr Wohnzimmer. Langsamen Schrittes durchquert sie jenes und steuert in ihrem kleinen Flur die Tür des Apartments an, um ihr – einfach nur vorsorglich – das Sicherheitsschloss zu verschließen.

Obasi: „Das kann man ja nich‘ mehr als Säbelgerassel bezeichnen, das ist einfach eine Drohung. Gegen euch Drei und die Familien. Das ist schon hart. Aber es ist ja einfach nur für die Show, was?“

Während Obasi erst noch vor sich hinkichert, bleibt es auf der anderen Seite des Telefonats ruhig. Ebonee steht noch vor der Tür ihres Apartments und schaut nach unten, sagt jedoch nichts.

Obasi: „Ebonee? Hast du mich gehört?“

Inzwischen hat sie sich zu ihrer offenstehenden Schlafzimmertür umgedreht. Neben ihrem Bett steht ein menschenhoher Spiegel, sodass Ebonee nun ihr Spiegelbild anschaut, als sie antwortet.

Ebonee: „Ja, ich habe dich gehört, Obasi.“

Das humoristische ist aus Obasis Stimme verschwunden. Vielmehr schwingt nun ein eher sorgenvoller Unterton in seiner Frage mit.

Obasi: „Das ist –nur- für die Show, richtig?“

Ebonee: „Ehrlich gesagt…. Ich weiß es nicht. Meine Trainerin, Melina, kennt Angelina auch und hat mir ein paar üble Sachen über sie erzählt. Und da ich keinen Grund habe, Melina nicht zu glauben und zu vertrauen, ist Angelina wirklich ein übler Mensch mit richtig Dreck am Stecken.“

Nun bleibt es auf der Seite des Bruders einen Moment ruhig, sodass sich beide während diesem Gespräch einige Sekunden anschweigen.

Obasi: „Scheiße ey. Pass‘ bloß auf dich auf Ebonee. Du bist zwar echt krass, aber auch nicht unverwundbar.“

Ebonee: „Ich weiß, Obasi. Passt auch auf euch auf. Ich denke zwar nicht, dass der Satansbraten ernst macht, aber… nur zur Sicherheit. Sag‘ aber bitte Mom und Dad nichts, sie würden es glaube ich ZU ernst nehmen.“

Die große Frau macht einige Schritte in ihr Schlafzimmer hinein, ihrem Spiegelbild entgegen. Sie fährt sich durch das silberne Haar, während sie auf eine Antwort wartet.

Obasi: „Klar, wäre wohl wirklich besser so. Aber glaubst du echt, sie würde sich mit Dad anlegen wollen? Ich meine, er ist zwar im Ruhestand, aber er ist immer noch ein Cop.“

Ebonee: „Wenn ich wüsste, was in diesem kranken Kopf vergeht, müsste ich mich auch nicht um das Ungewisse Sorgen, Obasi. Lieber einmal zu viel aufpassen, als einmal zu wenig.“

Obasi: „Stimmt, stimmt… Abeo und ich haben gleich wieder Training. Kommst du nochmal vorbei, bevor du wieder losfliegst?“

Ebonee ist wohl die Kategorie, welche beim Telefonieren viel durch die Gegend läuft. Zumindest hat sie inzwischen wieder den Weg ins Wohnzimmer zurückgefunden, ehe sie sich dann langsam von ihrem Bruder verabschiedet.

Ebonee: „Ich muss noch ein paar Dinge hier erledigen, aber in den nächsten Tagen schaue ich mal bei euch vorbei. Bis dann.“

Obasi: „Bye bye, Bonnie.“

Schweigend sitzt Ebonee auf ihrem Sofa und starrt das Bild der Nachrichtensendung auf ihrem stummgeschalteten TV an. Ihr Smartphone hat sie derweil beiseitegelegt. Ein Gedanke jagt den nächsten, ehe sie tief durchatmet.

„Ich mache die Bitch fertig.“

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#3

Beitragvon Limoon » Fr 29. Jul 2022, 20:28

Eine Woche vor Summer Night Showdown.

In der Wartehalle des Flughafens von New Orleans ist unter den Fluggästen auch Nubia Skye, oder einfach nur Ebonee, wie ihre Familie sie kennt. Gekleidet in eine bequeme schwarze Sweatjacke, schwarzen Leggings sowie weißen Sneakern sitzt sie auf einer der vielen Bänke, das Gesicht durch eine große, dunkle Sonnenbrille, natürlich von einer teuren Marke wie Louis Vuitton, verdeckt. Da die Augen nahezu gänzlich verborgen sind, kann man nicht wissen, ob sie gerade stumpf vor sich hinschaut oder schläft.

Das dezente Surren ihres Smartphones verrät, dass sie wohl wirklich die ganze Zeit über wach ist, denn sie öffnet – ohne sich zu Erschrecken – ihre Handtasche, um das Telefon hervorzuholen. Eine bekannte Nummer. Ihr Bruder ruft sie an.

Sie wischt auf dem Display des Smartphones zur Seite und führt es an ihr linkes Ohr, die silbernen Locken zuvor zur Seite schiebend.

Ebonee: „Ja?“

Am anderen Ende meldet sich – wie erwartet – ihr Bruder Obasi. Statt der freudigen Grundnatur seiner Stimme ist nun direkt ein eher ernster Unterton zu vernehmen.

Obasi: „Ebonee, hey. Wo bist du gerade?“

Ohne auf den Unterton in seiner Stimme einzugehen antwortet sie in recht normaler, wenn auch gedämpfter Stimme.

Ebonee: „Am Flughafen. Der Flug nach Argentinien geht in etwa zwei Stunden und du weißt ja: besser zu früh da sein, als zu spät. Gibt noch ein paar Termine in Buenos Aires, bevor nächste Woche Sonntag dann die Show ist. Und du?“

Die meisten der weiteren, bereits eingetroffenen Fluggäste surfen auf ihrem Smartphone, haben ihren Laptop auf dem Schoß oder lesen in Büchern oder Zeitschriften. Allesamt haben sie gemein, dass sie größtenteils vor sich hin schweigen. Der Bruder am anderen Ende der Leitung ist jedoch nicht schweigsam.

Obasi: „Zuhause. Du warst zwar letztes Wochenende bei uns, aber ich wollte dich nicht vor versammelter Mannschaft darauf ansprechen. Der Tweet? Du hast ihn auch gesehen, oder?“

Die Silberhaarige blickt einmal über die Anwesenden hinweg, jeden einen Moment lang musternd. Auch wenn sie sich nicht unmittelbar in Gefahr befindet, versucht sie dennoch, eine potenzielle Gefahr, einen eventuellen Verfolger auszumachen. Auf diese Methode ist das jedoch wie die Nadel im Heuhaufen suchen und birgt keine Resultate, was auch einer Goddess bewusst ist. Sie nimmt ihre Handtasche in die rechte Hand und erhebt sich, ehe sie ihrem Bruder gedämpft entgegnet.

Ebonee: „Warte kurz.“

Sie macht einige Schritte durch die große Wartehalle des Flughafens. Da sie für die Reise lieber bequemes Schuhwerk ohne Absätze anstatt schicken Tretern mit Absatz vorgezogen hat, erklingt auch kein peinliches Klackern in der sonst eher ruhigen Halle. Vor einer großen Fensterfront, fernab weiterer Passagiere angekommen, blickt sich Nubia ein weiteres Mal kurz um, ehe sie wieder das Wort erhebt. Geht mit ihr wohl doch langsam die Paranoia durch?

Ebonee: „Ja, ich habe diesen Tweet auch gesehen, Obasi.“

Anstatt sich selbst in der Reflektion der Fensterscheibe zu begutachten, geht der Blick von Ebonee geradeaus auf die Landebahn des Flughafens. Einige Techniker sind an einer wartenden Maschine zugange. Normale Menschen, die ihrem normalen Arbeitsalltag nachgehen eben. Es ist jedoch kein Neid, der Ebonee hierbei durch den Kopf geht. Sie ist nicht neidisch auf den vermutlich langweiligen Arbeitsalltag, welchen die Menschen dort unten haben. Sie liebt ihr Leben in der Öffentlichkeit und sie ist durchaus der Auffassung, dass sie hier auch hingehört. Fragen und Zweifel wie diese haben sie ganz zu Anfang geplagt, aber ihr Mindset dahingehend hat sich grundlegend geändert. Das Million-Dollar-Potenzial sieht sie nun auch in sich selbst und trägt es sehr gerne nach außen, wie man in den bisherigen Shows der IPW beobachten konnte.

Apropos Beobachten: Ein weiterer Blick über die Schulter reißt sie aus ihren Gedanken, war es jedoch nur ein neuer Fluggast, der die Wartehalle betritt. Derweil erhebt ihr Bruder am anderen Ende der Leitung wieder das Wort.

Obasi: „Und du bist so ruhig? Abeo ist fast ausgeflippt, als ich ihm das Bild von uns gezeigt hab‘. Mom und Dad wissen noch nichts davon, Auntie Adona und Akeria sowieso nicht, aber langsam hab‘ ich das Gefühl, ich – wir - sollten ihnen was sagen. Das ist… echt krank.“

Ein kurzer Blick geht auf die eigene Handtasche herunter, ehe sich die Goddess von der Flugbahn abwendet und wieder in Richtung der Wartehalle blickt. Es sind nicht wesentlich mehr Fluggäste geworden, war doch noch etwas Zeit bis zum Boarding. Dennoch ist der Blick Ebonees wachsam. Mit resoluter Stimme und einer nahezu steinharten Miene antwortet sie.

Ebonee: „Es ist absolut krank. Aber… das ist Angstmacherei, wenn auch auf eine sehr perfide Art, nichts weiter. Sie will um jeden Preis diesen Titel haben, koste es, was es wolle, aber da hat sie die Rechnung ohne mich gemacht.“

Obasi: „Nur, um’s festzuhalten: Es geht hier um einen Titel. Um zurechtgeschnittenes Leder mit metallernen Emblemen und einem Namen darauf. Und deswegen lässt sie die Familien ihrer Gegner stalken?“

Für einen Moment hält Ebonee das Smartphone etwas weiter weg von ihrem Haupt, während sie einmal geräuschlos seufzt. Danach antwortet sie.

Ebonee: „Frag‘ mich nicht, was in ihrem Kopf vorgeht. Titel haben wohl einen außerordentlich hohen Stellenwert für sie. Aber ehrlich gesagt, habe ich auch keine Lust mehr, mich so mit ihr zu befassen. Ich sage es dir ganz ehrlich, Obasi, bei der letzten Show hat sie mich kalt erwischt. Diese Situation hat mir Angst gemacht, vor allem weil ich weiß, dass es – nicht immer – nur Säbelgerassel bei ihr ist. Um mich brauchst du dir keine Sorgen machen. Und für euch… naja, du weißt ja, im Falle der Fälle hat Dad…“

Diese Geschwister verstehen sich untereinander, ohne dass man es aussprechen muss. Obasi bejaht die Aussage seiner Schwester bereits mit einem kurzen Summen. Es dauert einen kurzen Moment, ehe sich der Bruder der Goddess zu der kommenden, offenen und ehrlichen Frage in sanfter Stimme durchringt.

Obasi: „Hast du immer noch Angst?“

Hätte sie keine Sonnenbrille auf, die ihren Blick gut verbergen würde, könnten die Fluggäste durchaus einen nahezu empörten Blick bei Ebonee ausmachen. Mit fester Stimme antwortet sie

Ebonee: „Nein. Und ich merke, dass sie an meinem Unterbewusstsein nagt, so oft wie ich mich jetzt schon umgeschaut habe. Langsam spüre ich nur noch Wut und Zorn. Ich habe aber nicht vor, mich von meinen Gefühlen übermannen zu lassen. Da kannst du Gift drauf nehmen.“

Obasi: „Und die anderen beiden? Es gibt ja noch diese Lara und Wilson.“

Stutzig blickt Ebonee zunächst nur vor sich her, ehe sie einmal den Kopf schüttelt. Die Mundwinkel werden hinaufgezogen, ehe sie antwortet.

Ebonee: „Ich mache sie platt, was denkst du denn? Ich plane keine Niederlage. Wenn sie mich unterschätzen werden sie sehen, was ihnen blüht. Spätestens nach der letzten Show ist die Bestie in mir erwacht.“

Ein Schweigen an der anderen Seite der Leitung. Nur zögerlich erhebt Nubias Bruder wieder seine Stimme.

Obasi: „Du meinst…“

Auch hier braucht es keine Worte, damit sich Bruder und Schwester verstehen.

Ebonee: „Das meine ich.“

Weniger betretenes sondern vielmehr wissendes Schweigen herrscht zwischen den Geschwister, bis ihrem Bruder dann doch noch einmal ein knappes Lachen herausrutscht, bevor er abschließt.

Obasi: „Go get ‘em. Wir werden bei der Show da sein, Dad freut sich schon richtig. Diesen Sonntag geht nachts unser Flieger, wir machen vor der Show noch etwas Urlaub in Buenos Aires. Wir sehen uns.“

Ebonee: „Wir sehen uns.“

Und so beendet sich das Telefonat. Ebonee blickt noch für einen Moment auf das schwarze Display ihres Smartphones, ehe sie es wieder in ihre Handtasche gleiten lässt. Die Flughalle hat sich inzwischen noch etwas mehr gefüllt. Einen Platz suchen muss sich die Goddess dennoch nicht mehr, da bereits die Stimme aus einem Lautsprecher ertönt.

„Flug 381 nach Buenos Aires, Argentinien ist zum Boarding bereit. Bitte begeben sie sich zu Gate 1“


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